Der sportlicher Leiter Fürths, Rouven Schröder, spricht vor der Relegation über seine Toptransfers, seine Erfahrung mit Abstiegen und die Sympathie für HSV-Manager Kreuzer.

Fürth. Rouven Schröder, 38, Sportlicher Leiter der SpVgg Greuther Fürth, erklärt im Abendblatt-Interview vor den Relegationsspielen gegen den HSV, was seinen Club und die aktuelle Mannschaft auszeichnet.

Hamburger Abendblatt: Herr Schröder, wie fühlt sich eigentlich ein Abstieg aus der Bundesliga an?
Rouven Schröder: Ein Abstieg ist immer schmerzhaft.

Sie sind als Profi mit dem VfL Bochum und als Sportchef in Fürth jeweils in Ihrem ersten Bundesligajahr abgestiegen.
Schröder: Beide Male tat es weh, obwohl ich in Bochum erst spät in der Saison dazugekommen bin. In Fürth war es ein schleichender Prozess, wir konnten uns frühzeitig auf den Abstieg einstellen. Wenn es so weit ist, schluckt man trotzdem.

Können Sie sich vorstellen, was es für den HSV bedeuten würde, abzusteigen?
Schröder: Ich habe viele HSV-Fans in meinem Umfeld und im Bekanntenkreis. An diesem Standort kann sich niemand vorstellen, in der Zweiten Liga zu spielen. Du hast die Uhr, du hast den Dino. Das ist das Selbstverständnis in Hamburg.

Empfinden Sie Mitleid für den HSV?
Schröder: Mitleid ist nicht angebracht. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Der HSV hat deutlich mehr zu verlieren als wir. Die Hamburger hätten auch kein Mitleid mit uns, wenn wir es nicht schaffen.

Haben Sie Mitgefühl mit Ihrem Kollegen Oliver Kreuzer? In seinem ersten Jahr beim HSV erlebt er die größte Krise der Vereinsgeschichte.
Schröder: Für Oliver Kreuzer ist die Situation von Anfang an nicht einfach gewesen. Er muss sich in Hamburg jeder Frage stellen. Wie er sich gegen den Wind stellt, muss man anerkennen.

Auch Ihr erstes Jahr in Fürth war mit dem Abstieg und einem gewaltigen Umbruch im Sommer mit 20 Abgängen und 13 Neuzugängen turbulent. Fühlten Sie sich überfordert?
Schröder: Nein. Natürlich braucht man Unterstützung. Aber wir haben ein tolles Team mit Helmut Hack an der Spitze. Er ist ein Mentor für uns alle. Wer sich von so einem erfahrenen Mann nicht belehren lässt, ist naiv.

Ihre ersten Transfers wie Daniel Brosinski oder Niko Gießelmann sind voll eingeschlagen. Waren Sie davon selbst überrascht?
Schröder: Wenn man so viele Neuzugänge holt, ist der Erfolg unglaublich. Man kann sich viele Dinge ausmalen. In Fürth braucht man immer eine gewisse Fantasie, ob sich ein Spieler wirklich so gut entwickeln kann. Mit unseren Transfers sind wir sehr zufrieden.

Präsident Helmut Hack gilt als Hüter der Finanzen. Muss er Sie bei Transfers manchmal ausbremsen?
Schröder: Bremsen muss er mich nicht. Klar willst du als Trainer oder Sportchef Spieler haben, bei denen du denkst, jetzt legen wir noch mal etwas drauf. Der Präsident sieht das wirtschaftliche Ganze. Der Verein hat sich immer darüber definiert zu sagen: Wenn ein Spieler nicht in unser Budget passt, werden wir ihn nicht verpflichten.

Hat sich Oliver Kreuzer schon mal bei Ihnen gemeldet?
Schröder: Nein.

Ihr Stürmer Ilir Azemi wäre mit seinen 14 Saisontoren beim HSV sicher ein guter Nachfolger für Pierre-Michel Lasogga.
Schröder: Wir werden in dieser Woche nicht über mögliche Transfers sprechen. Klar ist: Lasogga ist ein sehr wichtiger Spieler für den HSV, Azemi für die Spielvereinigung. Er hat sich hier richtig gut entwickelt, und sein Vertrag läuft noch über den Sommer hinaus!

Was läuft aus Ihrer Sicht beim HSV falsch?
Schröder: Es steht mir nicht zu, aus der Ferne über den HSV zu urteilen. Der Verein hat für die Stadt eine unglaubliche Bedeutung. Das Wunschdenken ist natürlich, dass der Club mittelfristig wieder da ansetzt, wo er schon mal war.

Aber in die Zweite Liga schießen würden Sie den HSV schon gern?
Schröder: Wir werden alles daran setzen, aufzusteigen. Bei allem Respekt für den HSV: Wir sind von unserer Mannschaft überzeugt und glauben, dass wir es schaffen können.