Bundestrainer Löw beruft HSV-Verteidiger Jansen in seinen erweiterten Kader für Brasilien, verzichtet aber auf Adler, Westermann und Lasogga

Frankfurt am main/Hamburg. Viele hatten ihn für Brasilien schon abgeschrieben, doch Joachim Löw setzt weiter auf seine Dienste: HSV-Profi Marcell Jansen wurde am Donnerstag vom Bundestrainer in den erweiterten 30-Mann-Kader für die WM berufen. „Ich freue mich über die Nominierung. Vielleicht gibt das noch mal Extrapower für das Spiel in Mainz “, sagte der Linksverteidiger. Seine Mannschaftskameraden René Adler, Heiko Westermann und Pierre-Michel Lasogga wurden dagegen nicht berücksichtigt.

HSV-Trainer Mirko Slomka zeigt Verständnis für diese Entscheidung: „Ich finde es schade, dass es Heiko und René nicht geschafft haben. Doch eine Nominierung ist immer auch ein Ergebnis der Mannschaftsleistung, und unser Team hat nicht gerade dazu beigetragen, das sie Topleistungen hätten bringen können. Für Marcell freut es mich natürlich“, sagte der Coach.

Wie erwartet hatte Löw bei seiner Auswahl einige Überraschungen parat: So muss auch der bisher gesetzte Angreifer Mario Gomez aufgrund mangelnder Fitness passen. Dafür vertraut der Bundestrainer auf die Dienste von gleich sechs Neulingen: Erstmals für das A-Team wurden der Dortmunder Außenverteidiger Erik Durm, die Schalker Mittelfeldspieler Max Meyer und Leon Goretzka sowie der Hoffenheimer Angreifer Kevin Volland nominiert. Ohne Länderspielerfahrung sind zudem der Augsburger Offensivspieler André Hahn und Verteidiger Shkodran Mustafi von Sampdoria Genua.

Jansen ist vorerst dabei, obwohl er sich beim letzten Testspiel der Bundesauswahl gegen Chile Anfang März einen Außenbandanriss im Sprunggelenk zugezogen hatte. Doch er schaffte die Rückkehr auf den Platz schneller als erwartet. Nach einem kleinen Rückschlag hofft er nun, am Sonnabend wieder auflaufen zu können. Ob er auch in den endgültigen 23-Mann-Kader rutscht, der am 2. Juni bekannt gegeben wird, ist unklar – schließlich sind mit Marcel Schmelzer und Durm gleich zwei Konkurrenten für seine Position mit dabei.

HSV-Keeper Adler galt lange Zeit als sichere Nummer zwei hinter Manuel Neuer. Doch im Laufe dieser Spielzeit hatten sich Unsicherheiten und vor allem grobe Fehler gehäuft. „Wir haben eine klare Nummer eins mit Manuel Neuer, dazu Roman Weidenfeller, der seit Jahren in der Champions League auf international hohem Niveau gespielt hat. Und in Ron-Robert Zieler einen Torhüter mit Perspektive“, erklärte Löw seine Auswahl. Adler schien am Donnerstag gefasst: „Klar bin ich enttäuscht, dass ich nicht dabei bin, aber ich kann damit umgehen. Ich akzeptiere die Entscheidung und nehme sie sportlich.“ Die Ausbootung Westermanns ist auch wenig überraschend. Auch er leistete sich grobe Schnitzer und verkörpert nicht den Typus des spielstarken Abwehrspielers, den Löw sich wünscht. „Natürlich bin ich enttäuscht. Aber was soll man nach so einer Saison auch erwarten“, kommentierte er die Nichtnominierung trocken.

Auch gebürtige Hamburger sind im deutschen Team nicht zu finden, da der Wahl-Gladbacher Max Kruse überraschender Weise keine Berücksichtigung fand. Dafür hat mit Mustafi ein Abwehrspieler den Sprung geschafft, der in der Jugend beim HSV ausgebildet wurde.

Die DFB-Elf startet am 21. Mai mit dem Trainingslager in Südtirol in die unmittelbare WM-Vorbereitung. Vorher steigt am 13. Mai das Länderspiel gegen Polen in Hamburg. Das Trainingslager endet am 1. Juni mit dem Länderspiel in Mönchengladbach gegen Kamerun. Mit dem endgültigen WM-Kader bestreitet das DFB-Team am 6. Juni in Mainz das Benefizländerspiel gegen Armenien. Am 7. Juni fliegt die Nationalmannschaft von Frankfurt nach Brasilien.

Der vorläufige deutsche WM-Kader: Tor: Neuer (FC Bayern München), Weidenfeller (Borussia Dortmund), Zieler (Hannover 96). Abwehr: Boateng, Lahm (beide FC Bayern), Durm, Großkreutz, Hummels, Schmelzer (alle Dortmund), Ginter (SC Freiburg), Höwedes (Schalke 04), Jansen (HSV), Mertesacker (FC Arsenal), Mustafi (Sampdoria Genua). Mittelfeld: Bender (Bayer Leverkusen), Draxler, Leon Goretzka, Meyer (alle Schalke 04), Götze, Kroos, Müller, Schweinsteiger (alle FC Bayern), Hahn (FC Augsburg), Khedira (R. Madrid), Özil, Podolski (beide Arsenal), Reus (Dortmund), Schürrle (FC Chelsea). Angriff: Klose (Lazio Rom), Volland (Hoffenheim).