Hamburg. Die Spannungen zwischen Ultra-Fans und der Vereinsführung des HSV haben sich nach der Stellungnahme des Vorstands zu dem Polizeieinsatz im Spiel gegen Bayern München am vergangenen Sonnabend verschärft. In einem offenen Brief attackierte die Gruppierung „Chosen Few“ die Clubführung außergewöhnlich hart: „Ihr seid schon immer Duckmäuser und Nichtskönner gewesen.“

Der HSV hatte in seinem Statement zu den Vorfällen, bei denen es sechs verletzte Polizisten und über 100 verletzte Stadionbesucher gegeben hatte, den Schriftzug A.C.A.B. („All Cops Are Bastards“) als Beleidigung bezeichnet, die gegen die Stadionordnung verstoße, und erklärt, Beamte seien zum Teil massiv angegriffen worden.

Auf diese Aussagen reagierte Chosen Few, in deren Stammblock 22C die Polizei vorgerückt war, nun mit ihrer Darstellung. Unter anderem wird darin behauptet, der Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow hätte den Polizeieinsatz „abgesegnet“. In seiner Stellungnahme erklärte der HSV allerdings auch: „Wir sind der Überzeugung, dass das Risiko eines Polizeieinsatzes, in einen vollen Block zu stürmen, (...) zumindest problematisch ist.“ Chosen Few nimmt diese Wortwahl nun auf: „Wir sehen den Vorstandsvorsitzenden als zumindest problematisch an.“

Der Supporters Club, die im HSV organisierte Mitgliederabteilung der Fans, hatte bereits am Sonnabend seine Kritik an dem harten Polizeieinsatz veröffentlicht: „Ein Banner als Grund zu nehmen, in einem vollen Stadion einen Block unter dem Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken zu stürmen, ist vollkommen inakzeptabel. Die Inkaufnahme von Verletzten im dreistelligen Bereich steht in keinem Verhältnis zu einer solchen Provokation.“

Zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und einigen HSV-Fans war es bereits nach der 0:3-Niederlage im Heimspiel gegen Hertha BSC am 8. Februar gekommen. Auch damals sah sich die Polizei gezwungen, Schlagstöcke und Pfefferspray einzusetzen.

Für das letzte Saisonspiel am Sonnabend in Mainz, bei dem es für den HSV um das Erreichen des Relegationsplatzes geht, befürchten Fan-Insider nun eine weitere Eskalation. Die Ablehnung des Vorstands habe bei einigen Anhängern mittlerweile eine größere Bedeutung als eine bedingungslose Unterstützung des Teams. Rund 5000 HSV-Fans wollen die Mannschaft nach Mainz begleiten. Insbesondere bei einem direkten Abstieg wird innerhalb der Fanszene befürchtet, dass einige Hitzköpfe die Nerven verlieren und sich zu Ausschreitungen hinreißen lassen.