Die Polizei wehrt sich gegen Kritik am Einsatz während des Spiels des HSV gegen den FC Bayern

Hamburg. Verschiedene Fan- und Mitgliederorganisationen des HSV hatten der Polizei nach dem Spiel gegen den FC Bayern vorgeworfen, sie habe mit dem Blocksturm völlig unverhältnismäßig reagiert. „Einen Banner als Grund zu nehmen, in einem vollen Stadion einen Block unter dem Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken zu stürmen, ist inakzeptabel“, hieß es in einer Stellungnahme des HSV-Fanprojekts und des Supporters Clubs (Abendblatt berichtete). Auch Staatsrechtler Ulrich Karpen hält den Polizeieinsatz für ungerechtfertigt – wenn er denn allein eine Reaktion auf die Banner mit dem „A.C.A.B“-Schriftzug war (All Cops Are Bastards). „Das Recht auf Meinungsfreiheit ist sehr weitreichend. Meiner Ansicht nach handelt es sich bei dem Spruch noch nicht einmal um eine Beleidigung, sondern um eine negative Äußerung, einen derben Ausdruck. Insofern war die Polizei auf dieser Grundlage nicht ermächtigt einzugreifen, sodass es auf die Frage der Verhältnismäßigkeit des Einsatzes auch gar nicht mehr ankommt“, sagte Karpen.

Die Polizei wies indes am Montag die Kritik an dem Einsatz zurück. Schon vor dem Spiel habe demnach am S-Bahnhof Eidelstedt eine Auseinandersetzung zwischen HSV- und Bayern-Fans zu eskalieren gedroht. Als die Polizei einschritt, hagelten Flaschen auf die Beamten nieder, zwei Polizisten wurden durch Flaschenwürfe verletzt. Wenig später nahm die Polizei 24 HSV-Fans in Gewahrsam.

Offenbar aus Verärgerung darüber fertigten an der vorigen Auseinandersetzung beteiligte HSV-Fans die Banner mit dem A.C.A.B-Spruch kurz vor dem Anpfiff im Stadion an und hissten diese in Block 25a und Block 22c. Auf Veranlassung des Veranstalters seien laut Polizeisprecher Mirko Streiber die Fans auf der Nordtribüne aufgefordert worden, die Transparente zu entfernen – vergeblich. Auch die Fanbeauftragten des HSV konnten kein Einlenken der Fans erreichen.

Als Ordner daraufhin versuchten, die Spruchbänder zu entfernen, seien sie angegriffen und beworfen worden. Polizisten seien ihnen deshalb im Block 22c zu Hilfe geeilt und sofort unter anderem mit Fahnenstangen attackiert worden. „Die Aggressivität war schon herausragend“, sagte Streiber. „Der darauffolgende Angriff war so massiv, dass die Beamten Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzen mussten.“ Laut Polizei war bei dem Einsatz „versehentlich“ auch eine Fahne der Ultra-Fangruppe Chosen Few zerrissen worden (was als Super-GAU bei Ultras gilt). Insgesamt seien sieben Polizisten bei den Tumulten im Stadion verletzt worden, einem Beamten sei die Schulter ausgekugelt worden, eine Polizistin habe eine leichte Gehirnerschütterung erlitten.

Der HSV steckte am Montag noch mitten in der Aufarbeitung der Ereignisse, sammelte die Informationen sowohl von der Polizei als auch eigene Beobachtungen und will erst am heutigen Dienstag eine erste Stellungnahme abgeben und verkünden, welche Maßnahmen getroffen werden.