Der Treffer von Pierre-Michel Lasogga war nicht genug – nach dem 1:1-Unentschieden gegen den SC Freiburg belegt der HSV weiter Relegationsplatz 16.

Hamburg. Das Szenario des erstmaligen Abstiegs aus der Bundesliga nimmt immer mehr Konturen an. Nach der 0:1-Niederlage gegen den VfB Stuttgart am Wochenende konnte der HSV auch am Mittwochabend gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf nicht gewinnen. Durch das 1:1 gegen den SC Freiburg verharrt der HSV mit 24 Punkten nach 27 Spielen auf dem 16. Tabellenplatz. Aber selbst das Verteidigen dieses Relegationsrangs dürfte schwierig werden. Der VfB Stuttgart hat dieselbe Punktezahl, dieselbe Tordifferenz und steht nur auf Rang 17, weil das Team zwei Tore weniger erzielt hat.

„Wir haben mit sehr viel Leidenschaft und Glauben gespielt. Allein zehn Torschüsse von Lasogga sind unglaublich, aber drumherum müssen wir mehr mchen“, sagte Trainer Mirko Slomka. Nach fünf Spielen gegen Teams aus der unteren Tabellenregion, in denen der HSV nur insgesamt fünf Punkte ergattern konnte, geht es nun Sonntag nach Mönchengladbach und Freitag in einer Woche gegen Bayer Leverkusen. Die Hoffnung stirbt zuletzt …

Wie so oft in der Vergangenheit wäre viel mehr drin gewesen für den HSV. Als die Spieler nach 45 Minuten in die Kabinen gingen, stand es 6:0 für Pierre-Michel Lasogga gegen Freiburg – leider nur nach Torchancen. Solch eine einseitige Verteilung der Tormöglichkeiten hat es wohl lange nicht gegeben.

Von der ersten Minute an warf sich der HSV-Torjäger nach seiner Verletzungspause in jeden Zweikampf. Bei ihm war der unbedingte Wille erkennbar, seiner Mannschaft helfen zu wollen. Lasogga gegen den Rest der Welt, schien das Motto der Partie zu sein, er gewann überragende 75 Prozent seiner Zweikämpfe. Nach seinem ersten Kopfball (3.) erhielt der Leihstürmer sogar beim Freistoß den Vorzug vor Rafael van der Vaart (9.). Doch Torhüter Oliver Baumann, der in der Hinserie beim 3:0-Sieg der Hamburger noch dreimal tatkräftig mitgeholfen hatte, parierte nicht nur in dieser Szene vorzüglich.

DIE HÖHEPUNKTE DER PARTIE ZUM NACHLESEN

Früh wurde für Spieler und die 44.629 Zuschauer deutlich, dass es für den HSV ein Geduldsspiel werden würde. Die Breisgauer waren anfangs sichtlich darum bemüht, bloß nicht in Rückstand zu geraten, bei Offensivaktionen gingen sie keinerlei Risiko gegen die stabile Hamburger Abwehr ein. Trotz aller Vorsicht präsentierten sich die Gäste defensiv durchaus anfällig, doch in der Folge sorgte der HSV vor allem durch Standardsituationen für Gefahr. Nach einem Freistoß van der Vaarts musste Baumann erneut bei Lasoggas Kopfball klären (15.), in der 37. Minute köpfte der Angreifer knapp vorbei, wieder nach Freistoß des Niederländers. Chance Nummer sechs vergab Lasogga dann kurz vor der Pause, als er nach einer Ablage von Jacques Zoua erneut frei an Baumann scheiterte (45.). Trainer Slomka hatte erstmals seit seiner Amtsübernahme mit Lasogga und Zoua auf zwei Stürmer sowie im Mittelfeld auf eine Rautenformation gesetzt, nach der Gelb-Rot-Sperre von Hakan Calhanoglu und der Verletzung von Ivo Ilicevic (fällt wohl auch gegen Mönchengladbach und Leverkusen aus) neben Lasogga auch Petr Jiracek ins Team gebracht. Doch die erhoffte Führung blieb aus. Würde es nach der wiedererlangten Heimstärke (sieben Punkte aus den vergangenen drei Spielen) einen Rückschlag im Abstiegskampf geben?

Diese Gedankenspiele schienen nur zu berechtigt zu sein. Freiburg kam besser aus der Kabine und sorgte fünf Minuten nach Wiederanpfiff für kollektive Schockstarre: Nachdem Felix Klaus, unbehindert von Johan Djourou, die Latte getroffen hatte, schaltete Vladimir Darida am schnellsten und zog aus neun Metern unhaltbar für René Adler ab – 0:1. Mit den ersten Chancen gelang den Gästen die Führung (50.)

Sofort kamen wieder die Anfeuerungsrufe von den Rängen, erstligareif, wie die Fans ihren Spielern in dieser kritischen Phase halfen. Und nur fünf Minuten später bedankten sich die Profis: Nach Zouas Vorlage wurde van der Vaarts Schuss geblockt, und der Ball landete – wo sonst – bei Lasogga, der zum 1:1 traf, wobei der Schuss noch leicht abgefälscht wurde.

Der HSV mühte sich, drückte, ohne sich aber neue Chancen herausspielen zu können. Erst in der 64. Minute konnte Milan Badelj mit einem Distanzschuss für etwas Gefahr sorgen. Wie bereits beim 2:1 gegen Nürnberg vor eineinhalb Wochen stimmten Kampfgeist und Siegeswille. Und war nicht auch gegen die Franken die Führung erst in der 80. Minute gefallen? Doch der ganz große Druck vor Baumanns Tor konnte nicht aufgebaut werden. Deshalb geht das Zittern nicht nur weiter – die Lage wird immer bedrohlicher.