Ein Kommentar von Peter Wenig

Seine Situation erinnerte ein wenig an den Schwarzen Ritter aus dem Monty-Python-Klamauk „Die Ritter der Kokosnuss“, der großzügig ein Unentschieden anbietet, nachdem ihm König Artus die Gliedmaßen abgetrennt hat. Mangels geeigneter Offensivkandidaten wechselte HSV-Trainer Mirko Slomka nach dem 0:1-Rückstand in Stuttgart Robert Tesche sowie Tomas Rincon ein, nicht eben Fachkräfte aus der Abteilung Toreproduktion, und beorderte Verteidiger Heiko Westermann in den Angriff.

Einmal mehr zeigte der Kick in Stuttgart die dramatischen Fehleinschätzungen bei der Kaderplanung des HSV. Vor der Saison hatte der Club mit Johan Djourou und Lasse Sobiech zwei weitere Innenverteidiger verpflichtet. Der damalige Trainer Thorsten Fink befand Robert Mancienne und Slobodan Rajkovic für zu schlecht.

Unter dessen Nachnachfolger Mirko Slomka war Mancienne in Stuttgart der Beste, Rajkovic bis zu seinem in Bremen erlittenen Kreuzbandriss auf dem Weg zu einer Spitzenkraft. Seine Offensivabteilung schwächte der HSV dagegen in der Winterpause ohne Not mit dem Abgang von Artjoms Rudnevs, mit zwölf Treffern Topangreifer der Vorsaison, der für lächerliche 300.000 Euro nach Hannover verliehen wurde. Ein unvertretbares Risiko, schließlich galt Hoffnungsträger Pierre-Michel Lasogga schon bei Hertha BSC als verletzungsanfällig, Ersatzstürmer Jacques Zoua als kaum bundesligatauglich. Dafür kamen auf Anraten von Fink-Nachfolger Bert van Marwijk mit Ola John und Ouasim Bouy Leihspieler ohne Spielpraxis nach Hamburg, die ganz offensichtlich völlig ungeeignet für den Abstiegskampf sind.

Wer im Transfergeschäft so oft patzt, kann am Ende nur hoffen, dass der dritte Trainer der Saison noch irgendwie die Wende schafft. Slomka muss die Fehler der Vergangenheit ausbügeln, er ist das schwächste Glied in der Verliererkette des HSV.