Tesche ist der dritte Aussortierte, der von Slomka begnadigt wurde. Auch Mancienne überzeugte

Hamburg . Als die Stammspieler am Sonntag vom Auslaufen zurückkamen, war Robert Tesche wieder mal außen vor. Gemeinsam mit Valmir Nafiu, Ola John und Ouasim Bouy, allesamt ohne Perspektive beim HSV, spielte der frühere Bielefelder Fußballtennis. Doch der Eindruck täuschte. Im Gegensatz zu Nafiu, John und Bouy, für die Trainer Mirko Slomka selbst in größter Personalnot tatsächlich keine Verwendung mehr hat, durfte sich Tesche an diesem Wochenende über sein Comeback auf der Profifußballbühne freuen.

„Natürlich bin ich froh“, sagte Tesche nach seinen ersten Profieinsatzminuten beim HSV seit dem 23. November 2012. 0:0 hatten die Hamburger damals gegen den SC Freiburg gespielt, der Trainer hieß Thorsten Fink, der Sportchef Frank Arnesen und Robert Tesche war so etwas Ähnliches wie ein vollwertiges Mitglied des HSV. Zweimal wurde seitdem der Trainer gewechselt, einmal der Sportchef, nur Tesche blieb – außen vor. Bis zu diesem Sonnabend: „Die letzte Zeit war nicht einfach für mich. Aber ich habe trotzdem nie aufgemuckt, habe für meine Chance gekämpft.“

Bestätigen kann das Mirko Slomka, der noch an seinem ersten Arbeitstag das Gespräch mit Tesche, damals zur U23 abgeschoben, suchte. Der Neu-Trainer versprach dem Aussortierten, der kurioserweise nach einer Roten Karte bei den Amateuren für die Regionalliga gesperrt ist, dass er den Fall wohlwollend prüfen wolle. Er werde sich informieren, sagte Slomka damals, und wenn er nichts Negatives über den gebürtigen Mecklenburger erfahren würde, dann dürfte der 26 Jahre alte Mittelfeldmann wieder bei den Profis trainieren. Und nicht mal eine Woche später trainierte Tesche bei den Profis.

„Der Trainer hat eben Eier“, kommentierte der eigentlich als introvertiert geltende Fußballer seine Begnadigung ungewohnt extrovertiert, „er hat sich selbst ein Bild eingeholt und mich dann zurückgeholt.“ Die vergangenen Monate, in denen er nur noch bei den Amateuren spielen durfte, wollte Tesche dann aber auch nicht einfach vergessen: „Wenn es ums Geld geht, dann wird es dreckig hinter den Kulissen“, sagte der Profi, der im Sommer ein Angebot des FC St. Pauli abgelehnt hatte und gleich mehrfach vor einem Wechsel nach Spanien und auch in Augsburg auf der Einkaufsliste stand. Doch letztlich konnte und wollte kein Verein sein Millionengehalt, das er seit knapp fünf Jahren beim HSV verdient, garantieren.

Ähnlich wie Tesche erging es am Sonnabend Michael Mancienne, der wie der vor seinem Kreuzbandriss ebenfalls zurückgeholte Slobodan Rajkovic als aussortiert galt und unter Slomka sogar von Anfang an spielen durfte. „Ich bin einfach glücklich“, sagte Mancienne, der die besten Zweikampfwerte aller Hamburger aufwies, „der Trainer schaut sich an, wie die Spieler trainieren, und bewertet nichts anderes.“ Ob sich Mancienne, der zuletzt noch nicht mal mehr zum Mannschaftsabend eingeladen wurde, nun wieder wie ein vollwertiges Teammitglied fühle? „Es ist hart, Teil der Mannschaft zu sein, wenn man so lange nicht spielt“, antworte Mancienne, der nun aber auf den Geschmack gekommen zu sein scheint: „Ich bin hungrig.“