Ein Kommentar von Kai Schiller

Wenn es stimmt, dass Schadenfreude die schönste Freude ist, dann dürfte es in Hamburg zurzeit ziemlich viele glückliche Menschen geben. Kaum eine Möglichkeit wird ausgelassen, dem kriselnden HSV einen mitzugeben. Kennen Sie den? Trifft ein Mann eine Fee. Fee: „Du hast einen Wunsch frei!“ Mann: „Ich möchte unsterblich sein!“ Fee: „Den Wunsch kann ich dir leider nicht erfüllen.“ Mann: „Gut, dann möchte ich erst sterben, wenn der HSV deutscher Meister wird.“ Fee: „Du raffinierter Schlingel, du...“

Besonders im Internet und in den sozialen Netzwerken kursieren derzeit eine ganze Reihe solcher – mehr oder weniger lustiger – Witze. Sogar die heftige Niederlage der Denver Broncos im Football-Superbowl-Finale wurde auf Twitter zum Spott gegen den HSV genutzt: Beide Teams sollten einen gemeinsamen Termin beim Sportpsychologen machen, schlägt da einer vor. Doch warum ist es eigentlich so in, den HSV out zu finden?

Schlimmer als die Hamburger Spaßvögel sind nur die ernsthaften HSV-Pessimisten. So nimmt mit jeder weiteren Niederlage die Meinung zu, dass dieser Verein nur noch durch einen Abstieg in die Zweite Liga zu retten sei. Dies ist aus wirtschaftlicher Sicht Unsinn, aus sportlicher Sicht Blödsinn und aus historischer Sicht Wahnsinn. Natürlich muss sich der HSV Kritik und auch jede Menge Hohn gefallen lassen. Doch allen Spöttern sollte eines klar sein: Ein Wochenende in Hamburg mit einem Spiel gegen Sandhausen oder Aue bringt weniger Spaß als eine Partie gegen Bayern oder Dortmund. Und das ist ausnahmsweise ganz ernst gemeint.