Enttäuschte Hoffnungen, da tickt die Branche Profifußball nicht anders als das richtige Leben, sind der ideale Nährboden für die Bereitschaft zu grundlegenden Reformen.

Es gilt noch immer als ein Gesetz der Bundesliga. Wer den Abstieg sicher vermeiden möchte, braucht 40 Punkte. Nach dieser Regel hätte der HSV selbst bei einem Sieg im letzten Hinrundenspiel am Sonnabend gegen Mainz ein echtes Problem. Das Punktekonto stünde dann auf 19, macht hochgerechnet für die gesamte Spielzeit 38 Zähler.

Nun ist die Leistungskluft in der Bundesliga so groß geworden, dass in den beiden vergangenen Spielzeiten sogar 32 Punkte für Platz 15 gereicht hätten. Und auch in dieser Saison zeigen sich zumindest Eintracht Braunschweig (acht Punkte) und der 1.FC Nürnberg (zehn Punkte) bis jetzt kaum konkurrenzfähig. Besser macht es die Situation für den HSV dennoch keineswegs. Auch ein Abschlusserfolg gegen Mainz könnte die Hinrundenbilanznote maximal auf ein schwaches Ausreichend schrauben. Bei einem Verein, der zu den Top sechs in der Etattabelle zählt, ist alles andere als der Kampf um einen internationalen Startplatz eine Niederlage. Ein Club mit diesen Möglichkeiten darf sich nicht damit begnügen, zu den Besten der Schlechten zu gehören.

Enttäuschte Hoffnungen, da tickt die Branche Profifußball nicht anders als das richtige Leben, sind der ideale Nährboden für die Bereitschaft zu grundlegenden Reformen. Die Fraktion der HSV-Mitglieder, die den Verein grundlegend verändern möchte – etwa durch eine Ausgliederung der Profiabteilung und durch die Beteiligung eines Investors – erhält durch die Krise großen Auftrieb. Die Jahreshauptversammlung am 19. Januar im CCH verspricht Spannung, bei einer Pleite gegen Mainz am Sonnabend sogar Dramatik.