HSV-Sportchef Oliver Kreuzer glaubt nicht an eine schnelle Entscheidung der Hertha-Leihgabe Pierre-Michel Lasogga. Entscheidend sei, was der Spieler will. Dafür stehe eine Einigung mit Tah bevor.

Hamburg. Und schon wieder setzte es eine deftige Packung. Sieben Gegentore musste HSV-Sportchef Oliver Kreuzer am Montag erklären, doch anders als sonst nach hohen Niederlagen tat er dies mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Denn das 2:7 im Benefizspiel am Sonntag mit einer deutschen „Jahrhundertauswahl“ gegen die Türkei hatte der ehemalige Verteidiger bereits abgehakt, obwohl er selbst mal wieder auf dem Platz stand.

„Ich wurde ja zur Halbzeit beim Stand von 0:2 ausgewechselt. Wir hätten das Ding noch umgebogen, wenn Trainer Felix Magath mich nicht zur Pause rausgenommen hätte“, witzelte Kreuzer.

Die Reise nach Gelsenkirchen brachte für den 48-Jährigen aber auch seriöse Erkenntnisse. So traf er dort unter anderem auf seinen Schützling Pierre-Michel Lasogga nebst Mutter und Managerin Kerstin, die sich die Partie live angeschaut hatten. Auf dem gemeinsamen Rückflug erfuhr Kreuzer dann von Mann zu Mann, dass aus dem kolportierten Interesse des spanischen Topclubs Atlético Madrid an dem Angreifer nichts dran sei. „Lasogga ist England-Fan, nach Spanien zieht ihn ohnehin nichts“, erklärte der Sportchef.

Was dem HSV aber auch nicht wirklich weiterhilft auf der schwierigen Mission, den Leihspieler über den Sommer hinaus in Hamburg zu halten. Mutter Lasogga hatte zwar unlängst eine zügige Entscheidung noch in der Winterpause angekündigt, doch Kreuzer glaubt nicht an eine solche. „Natürlich werde ich das Gespräch demnächst suchen, auch mit Herthas Manager Michael Preetz. Doch ich denke, dass die Berliner das Ganze recht abwartend angehen werden“, sagt Kreuzer, der drei denkbare Möglichkeiten aufzeigt: „Wenn der Spieler zurück nach Berlin will, haben wir keine Chance. Wir hatten damals zwar eine Kaufoption angestrebt, doch Preetz wollte das nicht, da er im Gegensatz zu Trainer Jos Luhukay von den Qualitäten Lasoggas überzeugt ist. Wenn ein englischer Topclub ins Spiel kommen sollte, haben wir wohl auch keine Chance. Doch falls Lasogga hierbleiben will und wir uns auch finanziell einigen können, sind das gute Voraussetzungen.“

Bei Nachwuchsstar Jonathan Tah sind die Verhandlungen da schon wesentlich fortgeschrittener. Innerhalb der „nächsten zehn Tage“ soll der Innenverteidiger seinen Vertrag bis 2018 verlängert haben, laut Kreuzer geht es nur noch um „klitzekleine Kleinigkeiten“. Anders als bei Tomas Rincon. Die Verhandlungen mit dem Venezolaner stocken weiterhin, eine Verlängerung des bis Sommer 2014 laufenden Vertrages scheint derzeit nicht in Sicht.

Weiterhin hofft Kreuzer, die vier „Streichkandidaten“ Gojko Kacar, Michael Mancienne, Slobodan Rajkovic und Robert Tesche im Winter verkaufen zu können. Die Situation der vier vorübergehend verbannten Spieler hat sich durch die Teilnahme am Profispielbetrieb zwar leicht verbessert, doch Trainer Bert van Marwijk sieht diese Defensivakteure eher als geeignete Sparringspartner denn als ernsthafte Anwärter auf ein weiteres Bundesligaspiel. Beim kommenden Auftritt gegen Hannover 96 am Sonntag (15.30 Uhr) wird durch die Gelbsperre von Tolgay Arslan ein neuer „Sechser“ im defensiven Mittelfeld gesucht, doch der Coach wird sich wohl auf seinen bisherigen Kader besinnen. Sollte es in der Winterpause gelingen, den einen oder anderen Profi abzugeben, wäre auch Spielraum für eine weitere Neuverpflichtung – für welche Position, ist noch unklar. „Ich werde demnächst mal einen Workshop mit meinem Trainer machen und dann schauen, wo er den größten Bedarf sieht“, so Kreuzer weiter.

Beim HSV bleiben soll in jedem Falle Zhi Gin Lam, der unlängst seine Unzufriedenheit mit der Reservistenrolle andeutete. „Wir wollen ihn nicht verleihen. Auf seinen Positionen spielen momentan nun mal zwei deutsche Nationalspieler, da muss man sich ab und an gedulden“, begründete der ehemalige Karlsruher. Auch bei Nationaltorwart René Adler denkt Kreuzer nicht, dass es ihn vor Ablauf seines Vertrages im Jahr 2017 aus Hamburg wegziehen könnte, um seinem Anspruch gerecht zu werden, in Kürze Champions League zu spielen. „Er fühlt sich wohl in Hamburg und hat keine anderen Pläne. Außerdem durchschreitet ja auch er gerade ein kleines Tal, aus dem es wieder herauszukommen gilt. Doch ich bin mir sicher, dass er in Zukunft bei einigen Aktionen einfach wieder mehr Glück hat.“

Davon benötigt der HSV insgesamt mehr, um der nach wie vor bedrohlichen Tabellensituation mit nur vier Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz zu entkommen. Auch wenn Hannover auswärts in fünf Spielen bisher fünf Niederlagen einstecken musste, blickt Kreuzer einer schweren Aufgabe entgegen. „Auch Borussia Mönchengladbach hatte bis zum Spiel im Volkspark auswärts wenig gerissen, das hat alles nichts zu bedeuten. Hannover hat eine gute Mannschaft. Aber wenn wir dominant auftreten und gleichzeitig nicht nur blind nach vorne rennen, werden wir drei Punkte holen.“

Denn sollte der HSV erneut nicht gewinnen oder – wie schon fünfmal in dieser Saison – wieder drei oder mehr Gegentore bekommen, wird sich der Sportchef sicherlich nicht den Tag danach feixend vor die Mikrofone stellen.