„Ich habe viele leichte Ballverluste“, sagt HSV-Profi Milan Badelj, der mit Kroatien noch zur WM will. Die Spielweise unter van Marwijk kommt dem Sechser zu Pass.

Hamburg. Das Vormittagstraining war gerade beendet, da holte HSV-Trainer Bert van Marwijk seine beiden defensiven Mittelfeldspieler Tolgay Arslan und Milan Badelj zu sich und redete noch gut eine Minute auf sie ein. „Er hat uns gelobt“, sagte Badelj. „Der Trainer sagte, wir seien auf einem guten Weg und würden immer mehr das umsetzen, was er sich vorstellt.“

Denn bei allem Lob über die neu gewonnene Stabilität und den aufstrebenden Angreifer Pierre-Michel Lasogga in den vergangenen Wochen hatten die beiden „Sechser“ im Team zuvor auch den einen oder anderen Rüffel abbekommen. Sogar nach dem herausragenden 5:0-Sieg in Nürnberg wurde Badelj sowohl vom Trainer als auch von Sportchef Oliver Kreuzer namentlich für seine gefährlichen Fehlpässe kritisiert. „Ich weiß selbst, was ich besser machen muss. Ich habe in meinem Spiel zurzeit einfach zu viele leichte Ballverluste“, gibt der Kroate zu, der auch kritische Fragen immer mit einem Lächeln auf den Lippen beantwortet.

Im Schnitt leistete sich Badelj zwar nur knapp acht Fehlpässe pro Begegnung, doch der 24-Jährige zieht schnelle Kurzpässe langen und schwierigen Abspielen vor. Zudem unterliefen ihm diese oft in der Vorwärtsbewegung in Höhe der Mittellinie. Dadurch bekam der Gegner Räume für Konter – und die nicht gerade mit besonderer Schnelligkeit gesegneten defensiven Mittelfeldspieler des HSV hatten des Öfteren Probleme, hinterherzukommen. Zum Vergleich: Christian Gentner, defensiver Mittelfeldakteur des kommenden Gegners aus Stuttgart, leistet sich mehr als zehn Fehlpässe pro Partie. Dennoch wird ihm eine bisher sehr ansprechende Saison attestiert.

Von einer solchen Spielzeit ist Badelj noch ein Stück entfernt. Das sieht Kroatiens Nationaltrainer Igor Stimac offenbar ähnlich – er hatte den Hamburger für die letzten beiden WM-Qualifikations-Länderspiele gegen Belgien und Schottland aus dem endgültigen Aufgebot gestrichen. „Gründe hat er mir nicht genannt, ich habe die Nichtberücksichtigung auch nur erfahren, als ich die endgültige Liste sah“, sagt Badelj. Dennoch hat der Techniker, der schon bei der Europameisterschaft 2012 ohne Einsatz im Kader Kroatiens stand, die Hoffnung nicht aufgegeben, bei der WM in Brasilien wieder dabei zu sein. „Das wäre natürlich toll. Und dann im Endspiel gegen meine Kollegen Marcell Jansen, Heiko Westermann und René Adler spielen“, gerät Badelj ein wenig ins Träumen.

Seitenhieb auf den Ex-Trainer

Doch der vom ehemaligen HSV-Sportchef Frank Arnesen aus Zagreb an die Elbe geholte Profi ist Realist genug, um zu wissen, dass es einer Leistungssteigerung im Verein bedarf, um diesen Traum wahr werden zu lassen. „Ich bin überzeugt, dass es nun aufwärtsgeht“, sagt Badelj. „Der neue Coach legt in seinem Training viel Wert auf schnelles Passspiel, das liegt mir und war unter Thorsten Fink eher ein Randaspekt als ein Schwerpunkt. Und ich glaube, diese Art von Fußball wollen auch die Fans im Stadion sehen. Wir dürfen nur nicht überdrehen, dann schlagen wir auch den VfB. Denn wir sind in der Lage, noch viel besser zu spielen als in Nürnberg.“

Badelj kann in dieser Spielzeit weder einen Treffer noch eine Vorlage vorweisen. Doch für perfekte Zuspiele oder seine Abschlussstärke war der bis 2015 unter Vertrag stehende Stratege noch nie bekannt. Sollte er die Unbekümmertheit, Ballsicherheit und Zweikampfstärke aus seiner überwiegend guten ersten Bundesligasaison wiederfinden, wird Badelj nur schwer zu ersetzen sein. Auch wenn er in diesen Ranglisten nicht auftaucht.