Hamburg. Ein HSV-Fan wollte es am Mittwochvormittag – natürlich mit größtmöglichem Einfühlungsvermögen – dann ganz genau von Paul Scharner wissen: „Na, haben sie dich jetzt auch aussortiert?“, fragte der Anhänger den österreichischen Abwehrspieler, der am Vortag verbal gegen Trainer Thorsten Fink und Sportchef Oliver Kreuzer („Ich werde erpresst“) in die Offensive gegangen war. Die Antwort auf diese Frage hatte Scharner, der zuvor das Angebot des englischen Premier-League-Clubs Hull City aus familiären Gründen abgelehnt hatte, bereits am Vorabend von Kreuzer per Kurzmitteilung zugeschickt bekommen: sie haben. „Laut SMS von Oliver Kreuzer muss ich ab morgen zur U23“, sagte Scharner, der allerdings offenlassen wollte, ob er dieser Aufforderung tatsächlich auch folgen würde: „Schauen wir mal, aber ich habe jetzt erst einmal genug gesagt.“

Genug gesagt hatte auch Kreuzer, der den Fall Scharner genauso wenig kommentieren wollte wie die bereits terminierten Einzelgespräche mit Michael Mancienne und Slobodan Rajkovic, denen ebenfalls die Strafversetzung zur U23 droht. „Ich habe immer gesagt, dass wir den Kader verkleinern wollen, um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen“, sagte Kreuzer, der ansonsten erst nach den Gesprächen mit Mancienne und Rajkovic an diesem Donnerstag Stellung beziehen will. Klar ist allerdings schon jetzt, dass die harte Linie Kreuzers bislang noch nicht zu Erfolgen geführt hat. Denn neben Scharner, Mancienne und Rajkovic trainieren seit Wochen auch Gojko Kacar und Robert Tesche nur bei der Regionalligareserve mit, ohne dass dadurch die angestrebten Transfers der Streichkandidaten wahrscheinlicher wurden. Lediglich Marcus Berg wurde nach seiner Strafversetzung zur U23 nach Athen abgegeben – allerdings nur dank einer Abfindung im sechsstelligen Bereich.

Während die Zukunft von Mancienne und Rajkovic also weiterhin völlig offen scheint, braucht man nur wenig Fantasie, um Scharners neue Absichten zu verstehen. „Bis zum 1. September habe ich nun keinen Stress mehr zu erwarten“, sagte der Österreicher, der also keinen Wechsel mehr innerhalb der Wechselfrist bis zum 31. August anstrebt. Als wahrscheinlich gilt deshalb weiterhin, dass sich der vom HSV enttäuschte Österreicher mit seinem Noch-Arbeitgeber auf eine entsprechende Abfindung einigen muss. „Letztendlich werden alle zufrieden sein“, sagte der 33 Jahre alte Scharner, dem bis zum Vertragsende beim HSV im Sommer 2014 noch mehr als eine Million Euro zustehen.