Der ehemalige Sportchef sollte „Dänen-Bierhoff“ werden. Solange er ablehnt, muss der HSV zahlen

Hamburg. Nein, Sorgen müsse sich niemand um ihn machen. Ihm gehe es gut, sagt Frank Arnesen. Einige Zeit hätten er und seine Frau Kate die Kinder in Eindhoven besucht, zuletzt war der geschasste HSV-Sportchef im Familienurlaub in Dänemark und an diesem Donnerstag kommt er zurück nach Hamburg. „Ich bleibe aber nur ein paar Tage, dann fliege ich noch mal nach Spanien“, sagt Arnesen, der seine Zwangsbeurlaubung tatsächlich gut überwunden zu haben scheint.

Angesichts seiner neuen Reiseleidenschaft ist es auch wenig verwunderlich, dass der frühere HSV-Vorstand nur wenig Zeitdruck verspürt, sich eine neue Aufgabe zu suchen. „Ich habe immer gesagt, dass ich vor September nichts mache“, sagt Arnesen, „sollte dann eine interessante Aufgabe kommen, muss ich mit dem HSV reden.“

Reden bedeutet verhandeln. Denn noch ist der Skandinavier lediglich freigestellt, nicht aber entlassen. Der Grund: Bislang konnten sich Arnesens Anwälte und der HSV-Aufsichtsrat nicht über eine Abfindung seines bis zum 30. Juni 2014 laufenden Vertrags einigen. Dabei wurde der 56-Jährige sogar schriftlich aufgefordert, seinen Dienstwagen abzugeben, obwohl ihm dieser vertraglich weiterhin zusteht. Einigen sich die Kontrolleure und Arnesen aber weiterhin nicht, muss der HSV seinem einstigen Manager bis Vertragsende noch rund 1,8 Millionen Euro überweisen. Dieser dürfte im Gegenzug allerdings keine anderen Angebote annehmen, nicht mal als Experte für das dänische Fernsehen bei der WM 2014.

Dabei gibt es doch mehr als genug Angebote. Der PSV Eindhoven soll Interesse an seinem ehemaligen Sportdirektor gehabt haben, und auch in England soll sich der eine oder andere Verein beim ehemaligen Chelsea- und Tottenham-Manager gemeldet haben. Die wohl interessanteste Offerte erhielt Arnesen allerdings aus seiner Heimat. Beim dänischen Verband sollte er eine Art Nationalmannschaftsmanager werden. „Ich habe gehört, dass da auch mein Name gefallen ist“, bestätigt Arnesen dem Abendblatt, „der dänische Verband will sich nach Vorbild des DFB umstrukturieren und sucht nun eine Art Oliver Bierhoff.“

Für Arnesen kommt eine derartige Aufgabe aber nicht in Frage. Der Verband sei zu klein, sagt er, und, das sagt er nicht, zahlt auch nicht genug. Der dänische Generalsekretär Jim Stjerne Hansen, der sogar Arnesen als neuen Nationaltrainer vorgeschlagen haben soll, kann sich weitere Überredungsversuche sparen. „Derzeit kann ich mir eine Rückkehr nach Dänemark nicht vorstellen“, sagt Arnesen, der somit weiter vom HSV bezahlt werden muss.

Etwas mehr Glück scheinen die Hamburger bei Arnesens Vertrauten Lee Congerton und Steve Houston zu haben. Die Fußball-Experten, denen bis zum Vertragsende 2014 noch rund 600.000 Euro zustehen, sind bis Mitte August freigestellt, um sich in England nach möglichen neuen Arbeitgebern umzuschauen. „Ich habe zu beiden Kontakt“, sagt HSV-Chef Carl Jarchow, „und bei beiden sieht es ganz gut aus, dass sie eine andere Aufgabe finden.“

Besonders Congerton ist auf der Insel gefragt. Sogar Manchester City, wo auch Arnesens Sohn Sebastian in der Scouting-Abteilung arbeitet, soll Interesse gehabt haben. „Wenn sie innerhalb der nächsten beiden Wochen keinen neuen Job finden, müssen wir uns eine Aufgabe überlegen“, sagt Sportchef Oliver Kreuzer, „sie sollen ja nicht ein Jahr lang Urlaub machen.“