Der HSV will künftig auf einen Chefscout verzichten. Der Torwarttrainer hat ein neues Angebot

Hamburg. Mit der Zeit ist das bei Oliver Kreuzer so eine Sache. Der neue Sportchef des HSV hat ganz einfach keine. „Ich bin tatsächlich im Dauerstress“, sagt Kreuzer, der bis zum Trainingsauftakt des HSV am 1. Juli nur noch zwei Wochen hat. Was die Kaderplanung betrifft, das hat der Transfergipfel vom Sonnabend mit Trainer Thorsten Fink (das Abendblatt berichtete) ergeben, scheinen die zwei Wochen wohl durchaus zu reichen. Erster Neuzugang könnte noch in dieser Woche der Basler Jacques Zoua werden, weitere sollen folgen. Fraglich ist nur, ob ein halber Monat auch reichen wird, um das Team hinter dem Team für die Zukunft aufzustellen. Es ist, so banal das auch klingen mag, eben nicht nur eine Frage der Zeit, sondern vor allem auch eine Frage des Geldes.

Relativ moderate Forderungen soll Finks designierter Co-Trainer Roger Stilz aufgestellt haben. Die von allen Seiten gewünschte Zusammenarbeit ist folglich nur noch Formsache, der Vertrag soll in dieser Woche unterzeichnet werden. Besonders Fink hält viel von dem bisherigen Nachwuchskoordinator und Co-Trainer von Victoria, der Nachfolger des nach Bochum gewechselten Frank Heinemanns wird. Heinemann, der sich auch um das individuelle Training nach dem Teamtraining gekümmert hat, war nach Saisonende zu lange hingehalten worden, ob sein im Juni auslaufender Vertrag verlängert wird.

Ähnlich erging es auch Torwarttrainer Ronny Teuber, dessen Vertrag ebenfalls zum Ende des Monats ausläuft und der den Spieß nun umgedreht hat. Der Ex-Keeper, der einen unterschriftsreifen Vertrag vorgelegt bekommen hat, lässt nun erst mal den HSV zappeln. Dabei hat sich auch Torhüter René Adler intern für den Verbleib Teubers, der nach dem Wechsel von U23-Torwarttrainer Richard Golz zu Hertha BSC auch das Nachwuchstraining der Torhüter koordinieren soll, ausgesprochen. „Ronny muss nur unterschreiben“, sagt Kreuzer, der aber davon ausgeht, dass auch Teuber bleiben will.

Ob das auch für Lee Congerton, dem Technischen Direktor und der sogenannten rechten Hand Arnesens gilt, ist unsicher. Ziemlich sicher ist dagegen, dass der HSV bestrebt ist, den noch bis Sommer 2014 laufenden Vertrag vorzeitig aufzulösen. Dies ist dann auch tatsächlich mehr eine Frage des Geldes als von Zeit. Congerton soll 600.000 Euro verdienen, die der klamme Club gerne einsparen würde.

Das größte Einsparpotenzial sieht Kreuzer aber weiterhin im Scoutingbereich, den er von derzeit zwölf Mitarbeitern auf vier bis sechs angestellte Talentspäher (plus zusätzliche Honorarkräfte) verkleinern will. „Ich denke nicht, dass wir noch einen klassischen Chefscout brauchen“, sagt Kreuzer. Am Montag hatte er ein erstes Gespräch mit Steven Houston, der sich nun anderweitig umschauen will. Gleiches dürfte auch für Jan Ricka und Bjarne Hansen, der pro Monat einen fünfstelligen Betrag für die Beobachtung des skandinavischen Marktes erhält, gelten. Unbedingt bleiben sollen dagegen Harald Spörl, mit dem Kreuzer am Freitag gesprochen hat, und Thomas Hengen, der ohnehin noch einen laufenden Vertrag bis 2015 hat. Als einziger Externer soll Kreuzers Vertrauter Lothar Strehlau kommen, der aber in Karlsruhe wohnen bleiben will. Am Wochenende wird Strehlau aus seinem Spanienurlaub zurückerwartet, dann soll die Zusammenarbeit schriftlich fixiert werden. „Die gemeinsame Arbeit mit Oliver Kreuzer war bislang die beste Zusammenarbeit, die ich je hatte“, sagt Strehlau, dessen Unterschrift beim HSV wohl nur noch, na klar, eine Frage der Zeit ist.