Am Abend präsentiert der Vorstand dem Aufsichtsrat das überarbeitete Finanzkonzept. Der KSC bekommt im Fall Kreuzer eine Absage von Hakan Calhanoglu.

Hamburg. Nach der Aufsichtsratssitzung ist vor der Aufsichtsratssitzung. Das scheint zumindest in diesen Tagen das neue Vereinsmotto des HSV zu sein. Denn nach drei offiziellen Sitzungen in sieben Tagen ist die nächste Versammlung der Kontrolleure bereits für diesen Donnerstagabend im Stadion terminiert. Diesmal soll aber weder die Entlassung Frank Arnesens noch die beschwerliche Suche nach einem Nachfolger und auch nicht der Betriebsausflug am Sonnabend nach Berlin, wo man mit Karlsruhes Verantwortlichen final über eine Freigabe von Sportchef Oliver Kreuzer verhandeln will, das Hauptthema sein. Viel mehr soll es um das längst bekannte 24-Millionen-Euro-Loch gehen, das allerdings sehr viel weniger satirische Randaspekte aufweisen dürfte als das Hin und Her im andauernden Kreuzer-Poker.

"Wir werden unseren Finanzplan für die kommende Saison vorstellen", sagt HSV-Chef Carl Jarchow, der vor der Sitzung aber nicht im Detail erläutern will, wie der Vorstand das Millionen-Minus der noch laufenden Spielzeit verringern will. Klar ist, dass Jarchow und sein Vorstandskollege Joachim Hilke in den vergangenen Monaten intensiv mit Sportvermarkter Sportfive über eine Verlängerung des ursprünglich 2015 auslaufenden Vertrags verhandelt hatten. Nachdem sie vor Wochen bereits einen ersten Vertragsentwurf im Aufsichtsrat präsentierten, sahen sich die Kontrolleure gezwungen, die Vorstände zu Nachverhandlungen aufzufordern. Dem Vernehmen nach sollen diese besonders dank Hilkes Verhandlungsgeschick und seiner Beziehungen zu seinem früheren Arbeitgeber erfolgreich gewesen sein, auch wenn es bis zur vergangenen Woche noch keine Zustimmung der Mutterzentrale von Sportfive in Paris gegeben hat.

Nach Abendblatt-Informationen soll sich Sportfive allerdings dazu bereit erklärt haben, sowohl auf das 2015 fällige Darlehen von 12,4 Millionen Euro als auch nachträglich auf den Anteil der TV-Vermarktung aus dieser Saison von rund fünf Millionen Euro zu verzichten. Mit Spannung erwartet wird zudem, ob der Vermarkter für eine Vertragsverlängerung von wahrscheinlich fünf Jahren auch noch eine sogenannte Signing Fee an den HSV zahlen wird.

Trotz der lukrativen Nachbesserungen soll es zwar keine einstimmige Zustimmung der Kontrolleure geben, die erforderliche Mehrheit ist danach aber nicht gefährdet. Zur Erklärung: Anders als bei Personalentscheidungen wie bei der Entlassung Arnesens (zwei Gegenstimmen) oder der Zustimmung für Kreuzer (keine Gegenstimme), bei denen Zweidrittelmehrheiten erforderlich waren, würde bei der Verabschiedung des Sportfive-Vertrags eine einfache Mehrheit reichen.

Neben Finanzthemen sollen am Abend auch noch mal die bislang unglücklich verlaufenden Verhandlungen um eine Freigabe Kreuzers besprochen werden. Gegenüber dem Abendblatt bestätigte KSC-Chef Ingo Wellenreuther am Mittwoch, dass er in diesem Zusammenhang mit Hakan Calhanoglu, der vom KSC zum HSV wechselt, sowie dessen Familie und Berater gesprochen hat, ob dieser sich vorstellen könne, noch eine weitere Saison beim KSC zu bleiben. Der Deutschtürke will sich aber beim HSV durchsetzen, wofür Wellenreuther Verständnis zeigt: "Aber ich war es dem Verein schuldig, einfach mal zu fragen."