Der begehrte Torjäger aus Südkorea hat das erste Angebot ausgeschlagen und will wissen, ob der HSV noch weitere Verstärkungen präsentiert.

Hamburg. Krankheiten passen eigentlich nie. Und manchmal noch weniger als sonst. So wie jetzt bei Frank Arnesen, den ein grippaler Infekt seit nunmehr einer Woche außer Gefecht setzt. Ausgerechnet in der Phase, in der sich der HSV-Sportchef eine Entscheidung in seiner schwierigsten internen Personalie erhofft hat - bei Heung Min Son. "Wir haben Zeit", hatte Arnesen zu Verhandlungsbeginn im Dezember 2012 zwar gesagt, dann aber auch eingeschränkt: "Es wäre gut, wenn wir das bis März klären könnten. Und ich bin da sehr positiv."

Daraus wird nichts. Ein erstes Angebot des HSV hat Son, dessen Vertrag in Hamburg bis Juni 2014 läuft, bereits ausgeschlagen. Und die Vertragsverhandlungen mit dem Angreifer werden schwieriger, da inzwischen europäische Topclubs wie Arsenal London, der FC Liverpool oder Tottenham Hotspur bei Sons Berater Thies Bliemeister ihr Interesse angemeldet haben. Zudem steht der mit neun Treffern zweitbeste HSV-Torschütze bei den Bundesliga-Konkurrenten VfL Wolfsburg, Schalke, Leverkusen und vor allem Meister Borussia Dortmund hoch im Kurs. "Es gibt immer wieder lose Anfragen", bestätigt Bliemeister, "aber wir sprechen im Moment mit dem HSV. Und die Gespräche sind gut."

Allerdings noch nicht gut genug. Das vom HSV gebotene Jahressalär von 2,8 Millionen Euro für einen Vertrag bis 2017 ließen Son und Bliemeister in der vergangenen Woche vorerst verstreichen. Hintergrund ist die noch unklare sportliche Situation beim HSV. Son möchte wissen, wie die Mannschaft in der kommenden Saison aussieht, ob es Verstärkungen gibt. Das konnte der HSV bislang aus finanziellen Gründen nicht versprechen. "Wir müssen erst Geld generieren, bevor wir welches ausgeben", sagt Arnesen.

Hilfreich dafür wäre das Erreichen eines internationalen Wettbewerbes mit den dadurch erzielten Zusatzeinnahmen. Das wiederum wird erst spät in der Saison feststehen. "Wir haben keinen Zeitdruck. Weder vom HSV noch für uns", sagt Bliemeister, der bekannt dafür ist, hohen Wert auf das sportliche Weiterkommen seiner zumeist jungen Mandanten zu legen. "Es muss immer alles passen. Wir führen nicht 20 Gespräche und verhandeln alles noch mal nach. Wir haben klare Vorstellungen - und die zielen zunächst auf Sonnis sportliche Entwicklung ab."

Allerdings macht Bliemeister auch keinen Hehl daraus, dass das Geld bei den Verhandlungen ein wesentlicher Faktor ist: "Das stimmt. Aber wenn die sportliche Entwicklung funktioniert, wird er eh genug verdienen."

Zumal Son als Spieler seinem Verein noch Geld mitbringt. Die südkoreanischen Unternehmen Hanwha Solar und Kumho Tyres sind ihrem Landsmann als Sponsoren bis nach Hamburg gefolgt und sorgen beim HSV für eine Einnahme von rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Gelder, die weniger an den Verein als an Son gebunden sind. Kein Wunder, dass der HSV bereit ist, das Jahresgehalt Sons von knapp einer Million auf 2,8 Millionen Euro aufzustocken. Dann wäre der 20-Jährige ein absoluter Topverdiener.

Vieles spricht dafür, dass Son in Hamburg bleibt. Und auch Son-Förderer Fink setzt auf seinen jungen Angreifer. "Sonni hat eine tolle Entwicklung genommen. Er hat hier ein Umfeld, das zu ihm passt. Ich würde mich freuen, wenn er seine Zukunft bei uns sehen würde." Und auch Son fühlt sich wohl: "Der Trainer vertraut mir, und ich spiele in einer tollen Mannschaft. Ich kann hier sehr viel lernen. Ich habe hier viele Spieler, die mich unterstützen."

Einer davon ist Rafael van der Vaart, der Son gerade dringend davon abriet, in die Premier League zu wechseln. "Rafael ist ein großer Spieler, von dessen Erfahrung ich profitieren kann." Van der Vaarts Vertrag in Hamburg läuft noch bis 2015. Ob Son auch so lange beim HSV spielt? "Warum denn nicht?", sagt der umworbene Angreifer. Worte, die Arnesen gefallen dürften - und ihn vielleicht sogar etwas schneller genesen lassen.