Dem zuletzt formschwachen HSV-Kroaten droht die Bank, wenn er sich gegen Fürth nicht steigert. „Er hat nicht mehr das Spielvertrauen“, sagt Trainer Fink über Badelj.

Hamburg. Petra Haardt kommt umstandslos zur Sache. Milan Badelj sei nicht nur außerordentlich fleißig, sondern auch sehr begabt. "Milan ist ein echtes Naturtalent", sagt Haardt, die von den Lernfortschritten des HSV-Profis in den vergangenen Monaten regelrecht begeistert ist: "Er macht seine Sache wirklich ganz prima."

Bevor nun aber Missverständnisse aufkommen, sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass Haardt Deutschlehrerin ist. Ein- bis zweimal die Woche unterrichtet die Pädagogin die HSV-Profis Badelj und Artjoms Rudnevs in ihren Schulungsräumen am Jungfernstieg mit Blick auf die Außenalster. "Es geht darum, dass sich die Spieler schneller in ihrer neuen Heimat wohlfühlen. Aber natürlich lernen wir auch ein paar Fußballvokabeln", sagt Haardt, die über Badeljs fußballerische Entwicklung in den vergangenen Wochen aber natürlich nicht so viel zu erzählen hat. Das macht der Kroate schon selbst - im fast perfekten Deutsch: "Mir ist klar, dass ich derzeit nicht so Fußball spiele, wie ich es eigentlich kann", gibt der Mittelfeldmann ehrlich zu, "ich denke auch viel darüber nach. Aber momentan kann ich nicht viel mehr machen, als hart im Training daran zu arbeiten, dass es besser wird."

Seit Beginn der Rückrunde ist Badelj im Formtief, eine Erklärung dafür hat er aber weder auf Deutsch noch auf Englisch und nicht mal auf Serbokroatisch. "Ich bin auf der Suche nach meiner Form. Ich weiß, dass es für das Team wichtig ist, dass ich wieder so spiele wie in der Hinrunde", sagt der seit Montag 24-Jährige, "ich bin nicht gut drauf, aber ich glaube weiter an mich."

Das macht auch Trainer Thorsten Fink, der zu Saisonbeginn ähnlich euphorisch die fußballerischen Qualitäten Badeljs pries wie Deutschlehrerin Haardt dessen sprachliche Begabung. Doch auch Fink ist nicht entgangen, dass der defensive Mittelfeldmann in den vergangenen Spielen alles andere als überzeugen konnte. "Das ist nicht der Milan, den wir zu Saisonanfang kennengelernt haben. Er hat nicht mehr das Spielvertrauen, hat zu viele einfache Ballverluste", kritisiert der 45-Jährige, der sein Sorgenkind bereits am Vortag der 1:5-Niederlage in Hannover zu einem ausführlichen Vieraugengespräch bat. "Milan wird am Wochenende noch mal eine Chance bekommen, sich zu behaupten", sagt Fink, der befürchtet, den nachdenklichen Badelj mit einer Nichtnominierung im Spiel gegen den Tabellenletzten zusätzlich zu schwächen: "Wenn ich ihn jetzt draußen lasse, dann brauche ich ihn in den kommenden Wochen nicht mehr bringen."

Tomas Rincon wittert seine Chance spätestens im Spiel gegen Stuttgart

Den Status als unumstrittener Stammspieler ist Badelj allerdings vorerst los. Gegen Fürth, daraus macht Trainer Fink kein Geheimnis, spielt der Ballvirtuose zunächst mal auf Bewährung: "Er darf nicht den Kopf hängen lassen, er soll angreifen und zeigen, was für ein guter Fußballer er ist." Zeigt er das nicht, behält sich Fink im Hinblick auf das nächste Auswärtsspiel gegen Stuttgart vor, den kampfstarken - und nicht weniger sprachbegabten - Tomas Rincon von Anfang an zu bringen.

Kapitän Heiko Westermann ist sich sicher, dass Badelj sein Tief überwindet. "So eine Phase gehört dazu. Milan ist ein Riesenkicker, einer der besten in der Bundesliga auf der Sechs." Das Wort "Riesenkicker" gilt es allerdings in der nächsten Deutschstunde mit Frau Haardt noch mal zu erläutern.