HSV-Torwart René Adler spricht über den Konkurrenzkampf beim DFB und seine Probleme, das Comeback zu genießen.

Paris/Hamburg. Die vom HSV angedachte öffentliche Präsentation René Adlers nach dem gelungenen Comeback beim 2:1 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft fiel aus. Der Torwart verließ am Donnerstag mit Heiko Westermann Paris später als geplant, musste deshalb über München zurückfliegen und hing einige Zeit in der bayerischen Metropole fest. Während Westermann am Nachmittag noch mit dem Team trainierte, blieb der HSV-Keeper wegen einer beim Spiel erlittenen Oberschenkel-Prellung in der Kabine, sein Einsatz in Dortmund soll aber nicht gefährdet sein.

Direkt nach dem Spiel im Stade de France hatte der 28-Jährige jedoch ausführlich über seine Emotionen und Erlebnisse gesprochen. Adler über ...

... seine Anspannung im Spiel: "Natürlich wusste ich, dass diese Partie ein Geschenk war, aber man kann ja nicht einfach ins Spiel gehen und sagen: Ich will das jetzt genießen. Ich habe ja noch nicht so viele Länderspiele und gerade in letzter Zeit nicht so viele Partien auf diesem Weltniveau bestritten. Die Freude kommt erst, wenn die Anspannung abfällt. "

... das lange Warten auf seine erste Parade: "Auf diesem Niveau musst du in jeder Sekunde im Spiel sein. Auch wenn der Ball in der gegnerischen Hälfte ist, kann jederzeit ein tödlicher Ball kommen. Insofern strengt das vom Kopf her mehr an, weil es einfach intensiver ist als ein Bundesligaspiel. Man ist als Torwart froh, wenn man ins Spiel eingreifen kann. Es ist schwer, wenn man vom Kopf immer dabei ist, man aber keine Ballkontakte hat und nicht richtig drin ist im Spiel."

... die Reaktion nach dem 0:1: "Joachim Löw hat zu uns während der Pause gesagt, dass wir das noch umdrehen, wir Spieler waren auch überzeugt davon. Die Reaktion nach dem Rückstand zeigt den Charakter der Mannschaft und beweist, wie gefestigt sie schon ist, sich nicht aus der Bahn werfen lässt. Nach dem 4:4 gegen Schweden wurde viel gesprochen, wir haben viele Lehren daraus gezogen. Gegen Frankreich hat man gesehen, dass wir daran arbeiten und uns als Mannschaft verbessern."

... seine Rolle hinter Manuel Neuer: "Gar kein Problem. Ich denke, es wäre respektlos, irgendetwas zu sagen, von meiner Seite wird es keinen Zickenkrieg geben. Ich bin froh, dass ich überhaupt wieder zum Kreis der Nationalmannschaft gehöre. Mein Ziel ist natürlich, dabei zu sein, es macht unheimlich viel Spaß, das ist eine tolle Truppe. Ich weiß, wie meine Rolle aussieht. Wenn ich dann spielen darf wie heute, versuche ich einfach, einen guten Job zu machen und zu helfen. Heute haben wir alle zusammen gewonnen, auch die, die nicht gespielt haben. Das nächste Mal spielen wieder andere, da gewinnen wir dann auch wieder zusammen."

... den Konkurrenzkampf: "Der Trainer hat von uns absolute Fokussierung und Konzentration verlangt. Er hat uns eingeimpft, dass jeder auf dem Prüfstein steht, dass der Konkurrenzkampf ausgerufen wird, dass wir jeden einzelnen Spieler brauchen. Die Spieler, die spielen dürfen, haben die Chance, sich auf diesem Niveau, auf dieser Plattform zu beweisen. Das ist für die gesamte Entwicklung der Mannschaft gut, wenn sich jeder Spieler weiterentwickelt."

... die Entwicklung der DFB-Elf seit 2010: "Neue und jüngere Spieler sind dazugekommen, die Leistungsträger haben sich weiterentwickelt. Alles in allem ist die Qualität der Mannschaft noch mal gestiegen, sie hat auf jeder Position so eine unglaubliche Klasse, dass man als Trainer die Qual der Wahl hat."