Der HSV-Torhüter schimpft über die eigenen Teamkollegen, sein Münchner Konkurrent über Löw

Hamburg. René Adler versuchte am Sonnabend gar nicht erst, diplomatisch um den offenbar so heißen Brei herumzureden. "Das war eine sehr, sehr schlechte erste Halbzeit", sagte der HSV-Torhüter, der nach dem 0:2 gegen Frankfurt Probleme hatte, seine gute Kinderstube nicht zu vergessen, "wir haben sämtliche Grundtugenden vermissen lassen. In Dortmund sollten wir besser ganz anders auftreten." Und als Adler dann noch gehört haben wollte, wie sich einer seiner jüngeren Kollegen über den mangelhaften Rasen beschwerte, brach es endgültig aus dem 28-Jährigen heraus: "Die 20-jährigen Jungs sollen sich nicht über den Rasen beschweren, sondern sich auf das Spiel konzentrieren. Wenn sie so arbeiten würden wie unsere Platzwarte, dann hätten wir weniger Probleme."

Ein Problem der eher überraschenden Sorte droht offenbar der Nationalmannschaft, für die Adler am Mittwoch in Paris gegen Frankreich das Tor hüten soll. So nörgelte die eigentliche Nummer eins, Manuel Neuer, vor dem Treffen des 22-köpfigen Kaders am Montag in Frankfurt über die eigene Bankrolle in dem Freundschaftsspiel. "Ich denke, dass es für uns ein wichtiges Spiel ist, da hätte ich sehr gerne gespielt. Ich würde mich auch gerne auf die Bank setzen, aber zum richtigen Zeitpunkt", erklärte der selbstbewusste Torwart nach dem 3:0-Sieg seines FC Bayern am Wochenende in Mainz. Und weiter: "Ich hätte gerne gespielt, aber jetzt ist es so, dass René spielt. Das muss ich akzeptieren", sagte der 26 Jahre alte Münchner, der sich nur über Adlers Entwicklung nicht detailliert äußern wollte: "Ich habe seine Entwicklung nicht verfolgt, weil ich bei Bayern München spiele."

Auf Neuers Kritik angesprochen wirkte Adler zunächst mal überrascht, fand dann aber erstmals nach der Niederlage gegen Frankfurt wieder diplomatische Worte: "Als Torwart will man natürlich immer spielen. Aber das muss dann der Trainer mit dem Manu klären." Tatsächlich dauerte es nicht mal 24 Stunden, ehe Bundestrainer Joachim Löw den plötzlichen Torwartstreit auch an seinem 53. Geburtstag als Chefsache entschärfte. "Das Spiel ist keine Spaßveranstaltung. Aber es gibt die Möglichkeit, das eine oder andere mal auszuprobieren", sagte Löw, der für Adler ein Sonderlob parat hatte: "Es ist imponierend, mit welcher Ruhe, Gelassenheit, mit welcher Klasseleistung und Persönlichkeit er im Verein zurückgekommen ist und die Mannschaft beeinflusst hat." Eine Arbeitsteilung in Paris sei auch nach Neuers Kritik nicht vorgesehen. "Es ist geplant, dass René 90 Minuten spielt. Ein Wechsel auf der Torhüterposition ist immer ein bisschen problematisch."