Krista Sager muss gewusst haben, auf wen sie sich da eingelassen hat. Nach 16 Jahren wilder Ehe hatte sie Manfred Ertel 2010 auf der Barkasse "Senator" im Hafen geheiratet. Und da es im Eheversprechen "in guten wie in schlechten Zeiten" heißt, wagte es die Grünen-Politikerin und St.-Pauli-Anhängerin auch nie, das HSV-Hobby ihres Gatten zu kritisieren - auch nicht am Montag, als Ertel zum HSV-Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt wurde.

Was außer Ehefrau Sager nur wenige wissen: Tatsächlich gibt es für den 62 Jahre alten Journalisten, der im Auslandsressort des "Spiegels" vor allem Geschichten über Griechenland, Korea und Skandinavien recherchiert, auch ein Leben außerhalb des HSV.

Besonders Südkorea hat es dem neuen Chefkontrolleur angetan. Seitdem Ertel mit Adoptivsohn Robin Taesoo 2002 dessen Wurzeln und die leibliche Mutter in Südkorea suchte, zieht es ihn regelmäßig zurück auf die Halbinsel im Fernen Osten. Kein Wunder, dass sich Ertel, der einen zweiten Sohn aus einer früheren Beziehung hat, besonders über Tore von Heung Min Son freut, während Sager eher St. Paulis Fabian Boll die Daumen drückt.

Kennengelernt haben sich die beiden beim Wahlkampf 1994, als Journalist Ertel über die Politikerin Sager ein Porträt schreiben sollte. Eine objektive Berichterstattung war in diesem Fall aber schnell nicht mehr möglich, der Artikel ist nie erschienen.