Hamburg. Als nach ziemlich genau 90 Minuten Sitzung Manfred Ertel, dunkelblaues Sakko, hellblau-weißes Hemd, schwarze Turnschuhe als erster HSV-Aufsichtsrat die Treppe aus dem ersten Stock des Elysée-Hotels herunterschritt, war am Montagabend bereits um 20.28 Uhr klar, was sich in den Tagen vor der Premieren-Sitzung des neuen Kontrollgremiums ohnehin schon angedeutet hatte: Der 62 Jahre alte Journalist ist der neue Vorsitzende des Kontrollgremiums. "Ich freue mich über das Vertrauen meiner Kollegen. Ein wenig macht mich diese Wahl natürlich auch stolz", sagte Ertel, der von seinen neuen Stellvertretern Jens Meier und Eckard Westphalen und dem ebenfalls neu gewählten Vorsitzenden des Finanzausschusses Christian Strauß begleitet wurde.

"Wir haben jetzt eine tolle Aufsichtsratsmannschaft beisammen und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in der neuen Führung einen guten Mix aus Erfahrung und neuen Impulsen haben", sagte Ertel, der zuvor in geheimer Abstimmung von seinen zehn Kollegen im Oakroom 1 des Elysées "mit großer Geschlossenheit" gewählt wurde. Wichtigste Aufgabe seiner vorerst einjährigen Amtszeit, da machte der "Spiegel"-Redakteur keinen Hehl draus, sei sicherlich die finanzielle Konsolidierung des HSV: "Wir wissen alle um die wirtschaftliche Situation des Vereins, das wird natürlich keine einfache Aufgabe werden." Zur Erinnerung: Nach einem Minus von 6,6 Millionen Euro in der vergangenen Saison droht dem HSV auch in dieser Spielzeit ein Minus in Millionenhöhe.

Helfen lassen will sich Ertel, der als überzeugtes und engagiertes Mitglied der mächtigen Supporters-Organisation in der Vergangenheit im Verein auch mehrfach angeeckt ist, vor allem von den Neu-Kontrolleuren Meier und Strauß. "Ich glaube, dass es in dieser wirtschaftlich schwierigen Situation sehr wichtig ist, dass wir die Probleme des Vereins zusammen bearbeiten", sagte Strauß, der mit Meier, Ali Eghbal und Katrin Sattelmair vor exakt acht Tagen im gerade mal 300 Meter entfernten CCH von den Mitgliedern gewählt wurde.

Ertel tritt die Nachfolge des zurückgetretenen Alexander Otto an, der den Aufsichtsrat in den vergangenen sechs Monaten kommissarisch geführt hatte. Gemeinsam mit Westphalen hatten es die beiden Kontrolleure zuletzt geschafft, das in der Öffentlichkeit zuvor ramponierte Image des Rats wieder aufzupolieren. Erste ordentliche Sitzung der neuen Kontrolleure ist bereits an diesem Dienstag um 18 Uhr, wenn der Vorstand im Stadion die finanzielle Lage näher erörtern will.