Ein Kommentar von Peter Wenig

In die neue Saison startet der HSV erst am nächsten Sonntag mit dem Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg. Ein wegweisendes Heimspiel findet indes schon an diesem Sonntag im CCH statt. Dann wählen die Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung vier neue Mitglieder für den künftig nur noch elfköpfigen Aufsichtsrat.

Wie sehr der HSV auf guten Rat angewiesen ist, werden die Mitglieder am Sonntag spätestens dann spüren, wenn Vorstandschef Carl Jarchow über die wirtschaftliche Misere des Traditionsvereins berichten wird. Der HSV hat weit über seine Verhältnisse gelebt, mehrere Darlehen in Millionenhöhe werden in den kommenden Jahren fällig. Bereits in der abgelaufenen Saison machte der HSV ein Minus von 6,6 Millionen Euro, in dieser Spielzeit wird die Bilanz wohl noch deprimierender ausfallen.

Die wichtigste Aufgabe der amtierenden und künftigen Kontrolleure wird daher sein, achtzugeben, dass der HSV nicht in eine existenzielle Schieflage gerät. Dazu bedarf es Sachverstand - und Mut. Mut, sich auch mal gegen den Strom zu stemmen. Wie bei der Verpflichtung von Rafael van der Vaart, als drei Kontrolleure den Transfer ablehnten, weil er ihnen trotz der Unterstützung durch Mäzen Klaus-Michael Kühne zu riskant erschien.

Dank des jetzt leider ausscheidenden Aufsichtsratschefs Alexander Otto hat der Rat seine zuvor extrem ausgeprägte Neigung zu Intrigen und Eifersüchteleien weitgehend abgelegt. Das ist gut so. Dennoch darf das Gremium nicht zu einem Club der Claqueure werden. Kontrolle muss sein - in schwierigen Zeiten mehr denn je.