Der HSV beherrscht die harmlose TSG Hoffenheim und gewinnt kurz vor dem Abflug nach Porto Alegre vollkommen verdient mit 2:0.

Hamburg. Am Ende eines ereignisreichen Freitagabends musste plötzlich alles ganz schnell gehen. Exakt 25 Minuten hatten die HSV-Profis Zeit, sich über den 2:0-Sieg gegen 1899 Hoffenheim zu freuen, ehe auch der letzte Hamburger umgezogen und geduscht im Mannschaftsbus zu sitzen hatte. "Wir hatten zu Anfang etwas Probleme und einige unnötige Ballverluste, aber es war sicher ein gutes Spiel von uns", sagte Trainer Thorsten Fink, bevor er sich wenige Minuten später mit seiner Mannschaft auf den Weg zum Flughafen machte. Spätestens um 23.45 Uhr, so war es zuvor mit den Verantwortlichen des Hamburger Flughafens vereinbart worden, sollte der Charterflieger von Terminal 1 in Fuhlsbüttel Richtung Brasilien abheben, wo an diesem Sonnabend um 21 Uhr Ortszeit das 825.000-Euro-Spiel gegen Grêmio Porto Alegre auf dem Programm steht. Wichtigstes Mitbringsel, ohne das niemand den 16-stüdigen Flug antreten wollte: die drei hart erkämpften Punkte gegen Hoffenheim.

+++ Der Spielverlauf zum Nachlesen +++

In den vorangegangenen 90 Minuten dauerte es allerdings eine knappe halbe Stunde, ehe bei Temperaturen von minus ein Grad erstmals auch im klirrendkalten Volkspark so etwas Ähnliches wie Samba-Stimmung unter den gerade mal 48.121 Zuschauern aufkam. Fast schon brasilianisch hatte Artjoms Rudnevs eine perfekt getimte Flanke Dennis Diekmeiers aus 13 Metern per Kopf über Hoffenheims Tim-Wiese-Vertreter Koen Casteels zur alles in allem verdienten Führung eingenickt (28.). Es war bereits der fünfte Saisontreffer des Letten - dem er später seinen sechsten folgen ließ -, der somit für den bestmöglichen Start in das 80-Stunden-Südamerika-Abenteuer sorgte. "Rudnevs ist ein Torjäger, schnell, willig, und er steht da, wo er stehen muss. Entscheidende Tore zu machen ist als Angreifer nicht das Schlechteste", lobte Fink den Angreifer.

Nach den erfolgreichen Spielen gegen Schalke (3:1) und in Wolfsburg (1:1) hatte sich der Trainer gegen Hoffenheim zum dritten Mal in Folge für das von der Mannschaft präferierte 4-4-2-System mit einer Mittelfeldraute entschieden, was ihm zumindest phasenweise durch "bola bonita" (auf Deutsch: schöner Fußball) seiner Profis gedankt wurde. Ohne den immer noch verletzten Rafael van der Vaart ließen besonders im Mittelfeld Milan Badelj (hinten), Tolgay Arslan (vorn), Per Skjelbred (rechts) und Dennis Aogo (links) den Ball nach Belieben kreisen, was neben Rudnevs' Treffer in der ersten Halbzeit noch zu drei weiteren guten Möglichkeiten für Aogo, Heung Min Son und Arslan geführt hatte.

In Durchgang zwei mussten die HSV-Anhänger erneut 20 Minuten warten, ehe Arslan - erneut nach Klasseflanke Diekmeiers - als erster Hamburger in aussichtsreiche Schussposition kam (66.). Finks Mannschaft beherrschte die erschütternd passiven Hoffenheimer nach Belieben, ohne sich dabei ernsthafte Torchancen herauszuspielen. Trotzdem mussten einem die 173 mitgereisten Anhänger aus dem Kraichgau leid tun, die eine Leistung ihrer Mannschaft passend zum Tabellenplatz 16 geboten bekamen.

Die Hamburger Fans durften sich zwar in der zweiten Halbzeit nicht mehr über brasilianische Spielzüge freuen, aber immerhin über den hochverdienten zweiten Treffer des Tages. Einen abgewehrten Aogo-Freistoß hatte Rudnevs per Aufsetzer zum 2:0 im Tor unterbringen können (74.). Der sechste Saisontreffer des Angreifers war der Schlusspunkt eines vor allem kalten Abends, ehe der wirklich erwärmende Teil des Wochenendes erst an diesem Sonnabend mit der Landung um 12 Uhr in Porto Alegre beginnen dürfte.

Otto Rieckhoff hat zwei Tage vor Ende der Bewerbungsfrist seine Kandidatur für den Aufsichtsrat zurückgezogen. Einen Grund wollte der frühere Vorsitzende des Kontrollgremiums nicht nennen.

Statistik

HSV: Adler - Diekmeier, Mancienne, Westermann, Lam (79. Bruma) - Badelj - Skjelbred (85. Sala), Aogo - Arslan - Son, Rudnevs (90. Berg). - Trainer: Fink

Hoffenheim: Casteels - Beck, Delpierre, Compper, Johnson - Rudy - Williams (66. Schröck), Salihovic - Volland (71. Schipplock), Firmino (86. Grifo), Derdiyok. - Trainer: Kramer

Schiedsrichter: Michael Weiner (Ottenstein)

Tore: 1:0 Rudnevs (27.), 2:0 Rudnevs (74.)

Zuschauer: 48.121

Gelbe Karten: Diekmeier (3) - Volland (2)

Ballbesitz: 63:37 Prozent