Das letzte Heimspiel des Jahres gegen Hoffenheim kann richtungweisend sein. Das 3:1 gegen Schalke zeigte, wie es geht.

Wohin wird 2013 die Reise für den HSV gehen? Das letzte Heimspiel des Jahres 2012, am Freitagabend um 20.30 Uhr, muss die Richtung weisen. Mit einem weiteren Heimsieg könnte sich die Mannschaft von Trainer Thorsten Fink nicht nur erfolgreich und anständig aus dem Jahr verabschieden, sondern gleichzeitig ein Signal setzen. Es ist an der Zeit, dass dieser Verein nicht nur oben angreift, sondern sich auch in der nationalen Spitze festsetzt. Die Voraussetzungen sind zwar, seit immer mehr vom besseren Personal abgebaut werden musste, nicht gerade hervorragend. Aber sie sind auch nicht so schlecht, als dass der Klub und sein Anhang nicht von einem internationalen Startplatz träumen dürften.

Für HSV-Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow ist und bleibt das nun zu Ende gehende Fußballjahr ein durchschnittliches. Womit er wohl richtig liegt, denn die Leistungen waren zu oft erschreckend schwach, gelegentlich waren sie wohlwollend durchwachsen zu nennen. Eine graue Maus im Norden.

In den bisher 32 Bundesliga-Spielen des Jahres gab es saisonübergreifend 38 Punkte (zehn Siege, acht Unentschieden und 14 Niederlagen) bei einer ernüchternden Bilanz von 30:48 Treffern. Bis zum Sommer, von Januar bis Mai, schoss der HSV ganze 14 Tore, nicht mal eins pro Spiel.

Nach dem Hoffenheim-Spiel kann Hamburg Bilanz ziehen. Ist es wirklich Zufall, dass der HSV sein bestes Spiel des Jahres mit zwei Angreifern (statt wie sonst nur einer Spitze) bot? Beim 3:1 gegen Schalke 04 am 27. November ließ Thorsten Fink im Mittelfeld mit einer Raute spielen und dazu mit Artjoms Rudnevs und Maximilian Beister zwei Stürmer von der Leine. Das Resultat war ein mitreißendes Spiel und ein begeistertes Publikum, obwohl Rafael van der Vaart, der Kopf der Mannschaft, nur als Zuschauer in der Arena dabei war.

Deshalb heißt der Weihnachtswunsch vieler HSV-Anhänger: "Den HSV wie gegen Schalke." Ich wüsste keinen Grund, der dagegen sprechen würde. Der HSV steht stabil, hat mit René Adler einen Weltklasse-Torwart zwischen den Pfosten, die Viererkette mit Dennis Diekmeier, Michael Mancienne, Heiko Westermann und Marcell Jansen hat sich gesteigert, und im Mittelfeld gehen statt nur offensiv denkender Traumtänzer gestandene, international erfahrene Männer zu Werke. Deshalb bieten sich in meinen Augen die Raute und zwei Spitzen geradezu an. Sage mir keiner, dass dieses System nicht mit einem Rafael van der Vaart funktioniert.

Ein harmloser Einzelkämpfer im Sturm, das hat diese Saison bewiesen, ist chancenlos. Maximilian Beister taut in diesen kalten Wochen auf, und ich hoffe immer noch, dass der Lette Rudnevs, bislang fünf Treffer, doch noch durchstartet. Viele HSV-Fans stehen trotz aller Defizite unerschütterlich zur Neuerwerbung aus Posen. Ich vergleiche Rudnevs, der für mich wegen seiner unorthodoxen Bewegungen der Joe Cocker der Bundesliga ist, eher mit Horst Hrubesch. Allerdings nur von der Statur her. Das frühere "Kopfball-Ungeheuer" kam nach einer Karriere als Handballer (!) erst im Alter von 23 Jahren zu Rot-Weiß Essen in die Zweite Liga, dann mit 27 Jahren in Liga eins - zum HSV. Anders als "Rudi" genehmigte sich "Hrubi" keine lange Eingewöhnungsphase, schoss auf Anhieb 13 Tore und führte den HSV zum Titel 1979.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf: Es scheint noch mehr in Rudnevs zu schlummern. Und vielleicht zeigt es der schnellste Stürmer der Liga bereits am Freitagabend. Er hat es vor Wochen ja schon versprochen: "Ich werde noch besser." Dann mal los, Rudi!

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab