Der nächste HSV-Gegner SC Freiburg glänzt trotz eines Mini-Etats - Scharner soll Mancienne ersetzen

Hamburg. "Der Platz ist gut, groß und breit. Ich habe früher immer gerne darauf gespielt." Thorsten Finks gestrige Vorfreude auf den Rasen im MAGE-SOLAR-Stadion vor dem morgigen Spiel beim SC Freiburg (15.30 Uhr) war nur teilweise berechtigt. Zwar besitzen die Badener bundesweit das quadratischste Grün, doch bei nur 100 x 74 Metern Größe wird die Mindestlänge des Uefa-Standards (105 Meter) deutlich unterschritten, weshalb der Klub vor jeder Saison eine Ausnahmegenehmigung bei der DFL beantragen muss und intensiv die Planungen für einen Stadionneubau vorantreibt.

Der frühere Freiburger Trainer Volker Finke hatte einst angeordnet, die Maße des Rasens für sein bevorzugtes Kurzpassspiel anzupassen. Nun will der HSV davon profitieren. "Ich denke, wir sind individuell so stark, dass wir einen Gegner wie Freiburg herspielen können", sagte Heiko Westermann gestern, und erläuterte sofort, was er mit dieser Formulierung meinte: "Also fußballerisch überlegen sein können." Eine vollmundige Aussage, wenn man bedenkt, dass die Freiburger nur eines der vergangenen fünf Pflichtspiele verloren haben (0:2 gegen Dortmund) und nur einen Punkt hinter dem HSV rangieren. Würde man die Ausgaben und den Punkte-Ertrag in Relation setzen und daraus ein Effektivitäts-Ranking erstellen, lägen die Breisgauer weit vor den Hamburgern, schließlich stehen den Ausgaben für den Lizenzspielerbereich in Höhe von gerade einmal 16 Millionen Euro über 45 Millionen Euro Gehaltskosten beim HSV gegenüber.

Fast lächerlich muten die Transferaufwendungen der Freiburger an, die in den vergangenen drei Spielzeiten gerade einmal sechs Millionen Euro für neue Spieler ausgaben. Darunter 750 000 Euro für den ehemaligen St. Paulianer Max Kruse, der bisher auf drei Treffer und zwei Torvorlagen kam - genauso viel wie Artjoms Rudnevs, der den HSV aber 3,5 Millionen Euro kostete. Die Weiteren sollen Millionen-Ausgaben allein in dieser Saison (van der Vaart, Badelj, Jiracek) an dieser Stelle nur zart in Erinnerung gerufen werden. Symbolisch betrachtet spielt der HSV morgen mit Freiburg also gegen sein schlechtes Gewissen.

Ähnliches gilt für die kommenden Gegner, den FSV Mainz 05 (Sa, 17.1.) und Fortuna Düsseldorf (Fr, 23.11.), weshalb Finks Aussage, man wolle sich an den Spielen gegen diese Teams messen lassen (sein Wunsch sind sieben Punkte), nicht ganz korrekt ist. Bei den finanziellen Anstrengungen des Klubs müsste es das Ziel sein, nicht nur diese drei Spiele zu gewinnen, sondern auch klar zu dominieren. Wie erstaunlich gut Christian Streichs Team mit der Rolle des Underdogs klarkommt, beweist es indes fast jede Woche.

Nachdem sich der HSV gegen die Bayern vergeblich in einer reinen Zerstörungstaktik versuchte, kündigte Fink die Rückkehr zum bisherigen System an, was sich mit den Gedanken von Rafael van der Vaart deckt: "Wir müssen uns mehr zutrauen und viel mehr nach vorne spielen", sagte der Niederländer, der wieder hinter der Spitze Rudnevs die Offensivbemühungen leiten soll. "Nur so kann man auch wieder Spiele gewinnen."

Eine Schlüsselfrage auf dem Weg dorthin wird sein, ob es dem HSV gelingt, im angekündigten System unberechenbar für den Gegner zu bleiben, schließlich bewies jüngst der VfB Stuttgart, dass die Konkurrenz längst registriert hat, wo die Stärken des HSV liegen. Auf einen Gastspieler kann Streich seine Mannschaft aber kaum vorbereiten: Paul Scharner. Da Michael Mancienne (fiebrige Erkältung) definitiv ausfällt, will Fink entweder den Österreicher oder Jeffrey Bruma in der Innenverteidigung neben Westermann aufbieten. "Aber Paul hat mehr Erfahrung und daher leichte Vorteile", war für den HSV-Trainer die Entscheidung schon so gut wie gefallen, dem 32-Jährigen zu seinem Startelf-Debüt zu verhelfen. Noch nicht festlegen wollte sich Fink, wie er die linke Seite personell bestückt. Aber die Tendenz geht zu Dennis Aogo (hinten) und Marcell Jansen im Mittelfeld. Der Einsatz von Dennis Diekmeier (Knöchel) ist leicht fraglich. Ersatz wären Bruma oder Jacopo Sala.