Vor der Mitgliederversammlung im CCH fordern Supporters vom HSV-Vorstand Aufklärung

Hamburg. Oliver Scheel hat für alle Eventualitäten vorgesorgt. Mit Saal 2 hat der Vorstand für Mitgliederbelange für die heutige außerordentliche Mitgliederversammlung des HSV einen der größten Räume im CCH am Dammtor gebucht. Bis zu 1500 Interessierte könnten hier bei der Fortsetzung der im Januar und im Mai aus Zeitgründen abgebrochenen Versammlungen heute Abend ab 19 Uhr Platz finden. Im Gegensatz zum Januar werden aus Mangel an brisanten Programmpunkten aber aller Voraussicht nach nicht viel mehr als ein paar Hundert Mitglieder den Weg ins CCH finden. "Die Mitgliedschaft hat bei einigen Themen Aufklärung gefordert, dem werden wir gern nachkommen", sagt Scheel, der von rund 500 Teilnehmern ausgeht.

Den größten Redebedarf gibt es offenbar beim umstrittenen Deal mit Ticketanbieter Viagogo (das Abendblatt berichtete), der in sämtlichen Fanforen stark kritisiert wurde. Erklärungen muss deswegen heute Abend besonders Marketing-Vorstand Joachim Hilke liefern, der sich trotz Widerstände intern für das Projekt starkgemacht haben soll. Die Abteilungsleitung der Supporters nun haben reagiert und dem Vorstand einen umfangreichen Fragenkatalog zum Viagogo-Deal geschickt. "Wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen, die Fragen zu beantworten", kündigt Scheel an.

Bereits vor der Mitgliederversammlung beantwortet das Abendblatt die zentralen Fragen: Hat der HSV für den Vertragsabschluss mit Viagogo eine einmalige Zahlung erhalten und in welcher Höhe? Ja, der Verein erhielt ein sogenanntes Signing Fee in sechsstelliger Höhe, die Rede ist von rund 800 000 Euro. Wie lang ist die Vertragslaufzeit? Zunächst wurde ein Zweijahresvertrag vereinbart. Wie viele Karten werden Viagogo vom HSV pro Spiel zur Verfügung gestellt? Der Verein stellt dem Online-Portal 1500 Karten pro Spiel zur Verfügung. Dabei sind zwar keine Karten der Nordtribüne betroffen. Allerdings ist die grundsätzliche Behauptung, dass keine Karten auf der Nordtribüne bei Viagogo gehandelt werden können, trotzdem falsch. Denn nach der neuen Vereinbarung kann mit offizieller Zustimmung des Vereins jeder Kartenbesitzer, also auch Inhaber von Tickets auf der Nordtribüne, Karten mit einem Aufschlag bis zu 100 Prozent bei Viagogo verkaufen. Wird der HSV an den durch Viagogo erzielten Mehrerlösen (inklusive Gebühren) beteiligt? Ja, nach Auskunft von Viagogo-Manager Steve Roest wird der HSV auch am Umsatz des Ticket-Verkaufs direkt beteiligt. Welche Folgen hat dieser Deal für die Dauerkarten-Tauschbörse? Diese soll dem Angebot Viagogos weichen. Wird der HSV trotz des Viagogo-Deals weiterhin aktiv das juristische Verfahren gegen das Unternehmen Seatwave, einem direkten Konkurrenten Viagogos, vorantreiben? Nein. Die Verantwortlichen haben angekündigt, nach der Urteilsverkündung am 25. Oktober unabhängig vom Ergebnis keine weiteren Schritte zu unternehmen.

Neben der ausführlichen Aussprache über die Kooperation mit Viagogo werden auf Wunsch von Ex-Präsident Peter Krohn unter anderem auch die Sommer-Transfers erörtert, wobei Krohn insbesondere die Rolle von Darlehensgeber Klaus-Michael Kühne beim Kauf Rafael van der Vaarts ausführlich diskutiert haben will.

Bevor es aber unter Tagespunkt 14 emotional zugehen dürfte, werden zunächst neun Anträge zu Satzungsänderungen verabschiedet, die auf der letzten Mitgliederversammlung aus Zeitgründen nicht zur Abstimmung kamen. Allzu lange dürfte der Abend im CCH aber nicht dauern, da Wahlen zum Aufsichtsrat erst bei der ordentlichen Versammlung im Januar anstehen.