Ein Kommentar von Kai Schiller

Es ist genau 47 Tage her, als der HSV an dieser Stelle für seinen vermeintlich engagierten Kampf gegen den sich immer mehr ausbreitenden Schwarzmarkt im Internet gelobt wurde. Anders als viele andere Vereine, so stand hier geschrieben, handele die Klubführung wie ein guter hanseatischer Kaufmann, der den Handel mit völlig überteuerten Tickets wie ein Krebsgeschwür bekämpfe.

So weit, so gut. Alles, was hier geschrieben wurde, war tatsächlich richtig und wichtig - allerdings nicht mal einen Monat lang. Denn als der HSV wenig später und völlig überraschend bekannt gab, dass das Online-Portal Viagogo neuer offizieller Zweitmarkt-Ticket-Partner des Vereins sei, muss aus dem Lob von damals ein deutlicher Tadel werden. Nachzuvollziehen ist es jedenfalls kaum, dass die Klubführung für seine Anhänger auf der einen Seite einen Musterprozess gegen das Online-Portal Seatwave führt, auf der anderen Seite aber mit dessen Konkurrenten eine Partnerschaft eingeht. Um es klar und deutlich zu sagen: Das Vorgehen der Verantwortlichen ist in diesem Fall an Scheinheiligkeit nicht zu übertreffen.

Die Vereinsführung weiß nur zu gut, dass die Partnerschaft mit dem britischen Unternehmen nicht nur einer versteckten Preiserhöhung gleichkommt. Vielmehr macht der HSV freiwillig sämtliche Eintrittskarten zu Spekulationsobjekten. Das Vertrauen der eigenen Anhänger wurde somit verkauft. Bleibt aus Vereinssicht zu hoffen, dass dabei wenigstens ein guter Preis erzielt wurde. Angemessen ist er in keinem Fall.