Vor dem Fest zum 125. Geburtstag will der HSV Hannover 96 besiegen. Gefeiert wird aber auch schon vor dem Spiel.

Hamburg. Eigentlich soll man die Feste ja feiern, wie sie fallen. Und trotzdem ließen es sich auch am Freitag mehr als 25 HSV-Fans nicht nehmen, die letzten Details der Party vor der Feier vor der Gala vorzubereiten, damit an diesem Sonnabend das wahrscheinlich größte HSV-Fest der Klubgeschichte gefeiert werden kann: der 125. Vereinsgeburtstag. "Wir wollen dem Verein ein ganz besonderes Geschenk machen", sagt "Chef-Choreograf" Johannes Liebnau, der unentgeltlich mit insgesamt 650 Helfern (!) mehr als acht Monate lang (!!) mit den Vorbereitungen zur rund 70 000 Euro (!!!) teuren Jubiläums-Choreografie vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 beschäftigt war. "Es ist schon sehr beeindruckend, was unsere Fans da auf die Beine stellen", sagte HSV-Trainer Thorsten Fink, der seine Mannschaft in die Pflicht nimmt, im Anschluss an die Rekord-Choreografie auch auf dem Rasen ein echtes Fußballfest zu bieten.

Die Chancen für ein gelungenes Geburtstagswochenende, dessen Höhepunkt am Abend mit der großen Gala in der O2 World gefeiert werden soll, stehen gar nicht mal schlecht. Nachdem es nicht mal eine Woche her ist, als man sich landauf, landab um den bis dahin sieg- und punktlosen HSV große Sorgen machte, brauchte es gerade mal zwei gute Spiele gegen Dortmund (3:2) und in Mönchengladbach (2:2), um fast ganz Hamburg in Euphorie zu versetzen. Derartige Stimmungsschwankungen dürfte das 125-jährige Geburtstagskind aber gewohnt sein. "Der HSV ist etwas ganz Besonderes", weiß René Adler nach gerade mal drei Monaten bei seinem neuen Verein zu berichten, "man ist hier nicht einfach nur Fan. In Hamburg wird dieser HSV gelebt."

Der Torhüter, der sich einen Zu-null-Sieg gegen Hannover als Geburtstagsgeschenk vorgenommen hat, weiß genau, wovon er da spricht. Als der frühere Leverkusener gebeten wird, vor den Feierlichkeiten zum 125. das Besondere am HSV zu erklären, gibt der 27-Jährige eine Anekdote zum Besten. "Nach unserem ersten Saisonsieg gegen Dortmund am vergangenen Sonnabend war ich mit Marcell Jansen und ein paar Freunden in der Bullerei im Schanzenviertel essen. Als wir dann an unseren Tisch gingen, haben die Leute applaudiert. Sie haben nach unserem ersten Saisonsieg applaudiert!", sagt Adler, der es noch immer nicht so richtig fassen kann. Auch ein Nachbar habe bei ihm an der Haustür geklingelt und ihm zum Sieg gegen Dortmund gratuliert. "Und genau das ist der HSV", sagt der Keeper, "das macht diesen Verein aus."

Es gehört zum Selbstverständnis des großen HSV (Tabellenplatz 14), dass besonders an diesem Wochenende kein Gedanke an eine mögliche Niederlage gegen den vermeintlich kleinen HSV (Tabellenplatz 3) verloren wird. "Wir sind stark genug, unser Spiel zu machen und gegen Hannover zu gewinnen", sagt Trainer Fink, der gegen die konterstarken Hannoveraner zum dritten Mal in Folge auf die gleiche, offensiv ausgerichtete Startformation setzen will. Selbst Hannovers Szabolcs Huszti, der in dieser Saison bereits drei Treffer erzielt und sieben Tore vorbereitet hat, soll nicht in Manndeckung genommen werden. "Wir werden sicherlich niemanden für irgendeinen Spieler abstellen", betont Fink selbstbewusst, "wir werden unser System durchziehen."

Einen Stammplatz in der Rolle des Hoffnungsträgers hat Rafael van der Vaart. Nach einer Vorarbeit gegen Frankfurt, zwei Vorlagen gegen Dortmund und einem Tor gegen Gladbach soll/darf/muss der Niederländer nun gegen Hannover für den Geburtstagssieg sorgen. Immerhin darf er sich bei seiner Mission Possible erneut der Hilfe von Milan Badelj und Tolgay Arslan im zentralen Mittelfeld sicher sein.

Das Drehbuch dieses Sonnabends lässt ohnehin nichts anderes als einen überzeugenden und auch begeisternden Heimsieg zu. Die Partie gegen den Nordrivalen ist ausverkauft, und auch für die anschließende Gala in der O2 World gibt es nur wenige Restkarten. Auf der mit Stars und Vereinslegenden gespickten Veranstaltung, für die eigens eine 156 Seiten dicke Festschrift angefertigt wurde, soll schließlich neben der glorreichen Vergangenheit auch die nicht mehr ganz so trübe Gegenwart gefeiert werden. Und dass in der Zukunft ohnehin alles besser wird, das war beim HSV in 125 Jahren schon immer so.