Der Niederländer trifft für den HSV in Mönchengladbach, vergibt dann aber einen Elfmeter - der Ausgleich fällt in der Nachspielzeit.

Mönchengladbach. Als Rafael van der Vaart nach 89 Minuten den Platz beim Stand von 2:1 für den HSV verließ, gab es sogar fairen Applaus von den Mönchengladbacher Fans. Die Sprechchöre der HSV-Anhänger kamen wie erwartet. Das Publikum huldigte dem großen Gewinner des Abends - so schien es. Aber nur zwei Minuten lang. Die 91. Minute lief, drei Minuten Nachspielzeit waren angezeigt. Nur noch diesen Freistoß durch Arango musste der HSV überstehen, dann wäre der zweite Sieg gegen eine Borussia nach dem 3:2 am Sonnabend gegen Dortmund perfekt. Doch dann das: Arangos Schuss landete auf dem Kopf von Alvaro Dominguez, weil dessen Gegenspieler Marcus Berg nicht aufpasste - 2:2. Die Hamburger hatten den sicheren Sieg, der hochverdient gewesen wäre, am Ende doch noch verschenkt. "Das Remis fühlt sich an wie ein 0:6", sagte Marcell Jansen. Und van der Vaart war am Ende doch der tragische Held.

Aber der Reihe nach. Der Niederländer, so sah es die Dramaturgie der vergangenen drei Wochen einfach vor, hatte für den ersten Paukenschlag gesorgt - natürlich in der 23. Minute. Einen Abschlag René Adlers, den Heiko Westermann per Kopf auf den Mann mit der Rückennummer 23 verlängert hatte, vollendete van der Vaart mit einem Volleyschuss vom linken Strafraumeck ins rechte Toreck. Viel schöner kann man sein erstes Bundesligator nach vier Jahren im spanisch-englischen Exil nicht zelebrieren.

Für den Niederländer schien der Treffer der Marke Tor des Monats so etwas wie das Sahnehäubchen auf einen bereits vor dem Anpfiff durch und durch gelungenen Arbeitstag. Am Nachmittag hatte van der Vaart erfahren, dass sich sein überzeugendes Comeback beim HSV auch in den Niederlanden herumgesprochen hatte. Bondscoach Louis van Gaal hatte den 29-Jährigen nach zwei Spielen Pause erstmals wieder für die WM-Qualifikationsspiele Mitte Oktober gegen Andorra und Rumänien nominiert. Wie richtig der frühere Bayerntrainer mit seiner Entscheidung liegt, wurde nicht nur in dieser 23. Minute deutlich. Van der Vaart blieb auch im dritten Spiel nach seiner Rückkehr der Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel des HSV.

Die Probleme in Hamburgs Defensive nach Standards konnte aber auch der Mittelfeldregisseur nicht beheben. So durften sich van der Vaart und Kollegen gerade mal eine Viertelstunde über die verdiente Führung freuen, ehe Gladbachs Abwehrhüne Martin Stranzl eine Arango-Ecke zum etwas glücklichen Ausgleich einköpfte. Dass der Österreicher dabei Bewacher Heiko Westermann mit etwas rustikalen Mitteln zur Seite beförderte, schien Schiedsrichter Deniz Aytekin nicht zu stören.

Den HSV, der mit der gleichen Anfangself wie gegen Dortmund startete, brachte der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 zumindest nicht aus dem Konzept. So dauerte es erneut nur sechs Minuten, ehe sich die rund 4000 mitgereisten Hamburger wieder über ein ganz besonders hübsch anzusehendes Tor freuen durften. Diesmal war es Neuzugang Nummer zwei, Milan Badelj, der den Treffer von Neuzugang Nummer drei, Artjoms Rudnevs, mit sehenswerter Flanke vorbereitete. Kurz nach dem Wiederanpfiff war alles vorbereitet für den nächsten Akt der Van-der-Vaart-Festspiele. Nachdem Martin Stranzl Ivo Ilicevic im Strafraum von den Beinen geholt hatte und für das Foul sogar die Rote Karte sah, obwohl er nicht letzter Mann war, legte sich der Niederländer den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurecht. Doch sein Schuss prallte vom linken Pfosten ins Feld. "Der Elfer war einfach schlecht geschossen", sagte van der Vaart später. Über die Rote Karte gab es danach heftige Diskussionen. Liga-total-Experte Thomas Strunz forderte einen Freispruch für Stranzl und eine Sperre für Ilicevic wegen einer Schwalbe.

Mit einem Mann mehr auf dem Feld kontrollierte der HSV weiter das Geschehen, der Defensivverbund ließ kaum etwas zu. Einzig Arango sorgte mit einem Freistoß an das Außennetz für erhöhten Puls beim HSV-Anhang. Doch als alle auf den Abpfiff warteten, traf Dominguez. Und kurz vor dem Höhepunkt waren die Van-der-Vaart-Festspiele geplatzt. "Es tut mir unendlich leid für die Mannschaft", haderte der verhinderte Held mit seinem vergebenen Strafstoß. "Aber jeder hat gesehen, dass der HSV wieder da ist."