Ein Kommentar von Peter Wenig

Viel ist in den vergangenen Wochen und Monaten über den Absturz des HSV geschrieben worden - auch an dieser Stelle. Die Krise beim 1. FC Köln, einem anderen Gründungsmitglied der Bundesliga, hat indes eine ganz andere Dimension. Wohl zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Profifußballs löst mit Kevin Pezzoni ein Fußballer aus Angst vor den gewaltbereiten Fans seinen Vertrag unmittelbar nach Saisonbeginn auf. Mit allem Recht spricht Liga-Präsident Reinhard Rauball von einer "neuen Stufe der Eskalation".

Zu konstatieren bleibt zunächst ein Versagen des Traditionsklubs, der auf der Vereinshomepage erst fast zynisch von einer "Lösung im besten gegenseitigen Einvernehmen" sprach. Viel zu spät stimmt jetzt auch der Vorstand in den öffentlichen Aufschrei ein, verurteilt die Chaoten.

Allerdings bleibt fraglich, ob die Klubführung das Pezzoni-Drama überhaupt hätte verhindern können. Schon die widerwärtigen "Wenn ihr absteigt, schlagen wir euch tot"-Parolen zeigen, mit welchem Hass eine offenbar wachsende Zahl von Fans auf Krisen ihres Klubs reagiert. Der Ruf nach härteren Strafen mag populär sein. Aber wie soll die Polizei Einzeltäter im Pöbel-Mob ermitteln und sanktionieren, zumal der Grat zwischen einem - natürlich zulässigen - Pfeifkonzert und Hassparolen sehr schmal ist?

Gefragt ist die große Mehrheit der Fans, die Gewalt strikt ablehnt. Sie muss im Fanblock jeden Krawallmacher isolieren, notfalls an den Verein melden. Der Fall Pezzoni sollte allen genug Warnung sein.