Eine Glosse von Björn Jensen

An diesem Sonnabend werden wir uns treffen. Sechs Dauerkarteninhaber in einer Gaststätte in Lurup, wie wir es immer tun, wenn unser HSV in eine neue Saison in der Fußball-Bundesliga startet. Er tut dies heute als einziger Verein zum 50. Mal, und was wäre das für ein Jubiläum, wenn die Tradition nicht das Einzige wäre, woran wir uns klammern. Wir sprechen in unserer Kneipenrunde meist über die Transfers des Sommers und darüber, ob die Realität in diesem Jahr endlich mit unseren Träumen Schritt halten kann. Doch heute wird es nur ein Thema geben: Wie viel Bier muss man trinken, um wenigstens zum Anstoß um 15.30 Uhr an eine erfolgreiche Saison zu glauben?

Wir haben unsere form- und charakterschwachen Topstürmer abgegeben, aber leider vergessen, sie zu ersetzen. Wir haben einen teuren Torwart gekauft, aber leider verpasst, den ebenso teuren, den wir hatten, abzugeben. Wir haben erkannt, dass unserem Mittelfeld Kreativität fehlt, aber leider niemanden gefunden, der das ändert. Und jetzt wollen wir uns einen überteuerten Ex-Star von einem Milliardär finanzieren lassen, den wir vor Wochen wegen seiner Dreistigkeiten gegenüber Vorstand und Fans leider nicht vor die Tür gesetzt haben.

Aber vielleicht ist das alles auch nur ein Test. Vielleicht wird Kurt Felix auferstehen, vor dem Anstoß sein "Verstehen Sie Spaß?" durchs Volksparkstadion rufen, wir werden "Nein!" antworten, und dann wird er die wahre Mannschaftsaufstellung verlesen. Und wenn nicht? Dann hilft wohl wirklich nur noch der Bierstand.

Der Autor, 36, besitzt seit 1991 eine Dauerkarte beim HSV und ist seit 1995 Vereinsmitglied.