Kurz vor dem ersten Pflichtspiel hat der HSV weiter ein eklatantes Sturmproblem. Trainer Thorsten Fink setzt auf das Prinzip Hoffnung.

Hamburg. Thorsten Fink kennt das schon. Der Daueroptimist, wie er sich selbst bezeichnet, musste zum wiederholten Mal der Kritik an seinem Team entgegenwirken. Zwar hatte der HSV am Mittwoch das jährliche Freundschaftsspiel in Flensburg gegen Dänemarks Meister Nordsjaelland mit 3:2 nach Elfmeterschießen gewonnen, allerdings ohne Treffer aus dem Spiel heraus. "Aber auch das kommt noch", sagt der Cheftrainer.

Viel Anlass zur Hoffnung besteht allerdings nach jetzigem Stand nicht. Von den drei Angreifern, die der HSV-Coach benennt, ist Heung Min Son eher als Außenspieler geeignet. Das sagt selbst Fink. Die anderen beiden, Marcus Berg und Neuzugang Artjoms Rudnevs, treffen nicht annähernd so oft, wie sie sollten. Rudnevs fand bislang sogar nur gegen unterklassige Teams wie die Zillertalauswahl, Suwon II und den Oberligisten Eintracht Norderstedt das Ziel. Ansonsten enttäuschte der Lette. Doch Fink verteidigt seinen Neuen: "Wenn ein Spieler in einer europäischen Liga zweimal Torschützenkönig wird, dann muss er Fußball können."

Deutlich ist erkennbar, wie Fink versucht, Diskussionen um den Angriff zu vermeiden. "Wenn unsere Stürmer treffen, platzt der Knoten. Dann treffen sie auch die nächsten drei Spiele. Insofern ist es gut, dass wir unsere Torflaute jetzt haben - und nicht in der Saison." Seinen Optimismus scheint der Trainer aber vor allem mit dem Faktor Hoffnung zu speisen. Denn: Dem 44-Jährigen ist längst klar, dass der HSV ein massives Problem in der Offensive hatte - und hat. "Wir waren schon vergangene Saison das abschlussschwächste Team. Und daran müssen wir arbeiten." Mit einem neuen Stürmer? Auf den hatte Fink am Dienstag noch gehofft: "Vielleicht bekommen wir ja noch einen jüngeren Angreifer, der groß und kopfballstark ist", hatte er gesagt. Diesbezüglich wolle er sich mit Sportchef Frank Arnesen besprechen. Doch nachdem Arnesen gestern aus Zagreb zurückgekehrt war, ruderte Fink zurück: "Ich habe ja keinen Stürmer gefordert. Die Stürmer, die wir haben, sind gut genug."

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Auch ein Berg, der in der Vorsaison gerade neun Spiele von Beginn an bestritt und ein Tor beisteuerte? Oder Rudnevs, der laut Fink sportlich noch nicht die richtige Bindung zur Mannschaft hat? Fink zögert, denkt nach. Mehr als einen weiteren Appell bekommt er schließlich nicht über die Lippen. "Wir müssen Geduld haben, mehr Ruhe reinbringen. Wir sind auf dem richtigen Weg."

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Fink hätte gern noch einen Angreifer. Aber er weiß um die Mittel des HSV und vermeidet weiteren Ärger. Er appelliert lieber: "Ein Robert Lewandowski hat auch ein Jahr gebraucht, bis er durchgestartet ist", vergleicht Fink Rudnevs mit dem polnischen Nationalstürmer von Borussia Dortmund, der in seiner Premierensaison in der Bundesliga aber immerhin acht Treffer erzielte. Das war ein Tor mehr als Mladen Petric, der vergangene Saison Toptorschütze des HSV war. Und sicher auch mehr, als man im Moment von einem HSV-Stürmer erwarten kann.