HSV gewinnt gegen FC Nordsjælland erst nach Elfmeterschießen mit 3:2. Son muss verletzt raus. Jetzt sollen noch zwei Offensivspieler kommen.

Flensburg. Am Ende des Hamburger Betriebsausflugs in den hohen Norden der Republik war kaum jemand so richtig zufrieden. HSV-Trainer Thorsten Fink, der vor dem Test gegen Dänemarks Meister den FC Nordsjælland als "echten Gradmesser" bezeichnet hatte, musste sich eingestehen, dass seine Mannschaft noch lange nicht in Bundesligaform ist. "Es war trotz allem ein guter Test", sagte Fink, der sich nach 90 tor- und ideenlosen Minuten immerhin über einen 3:2-Sieg im Elfmeterschießen freuen durfte. Und Organisator Jürgen Muhl, der seit 25 Jahren Testspiele des HSV veranstaltet, musste sich über gerade mal 2100 zahlende Zuschauer ärgern. "Der HSV zieht einfach nicht mehr", sagte Muhl, "das ist traurig, aber wahr."

+++ Paul Scharner: Ein "positiv Verrückter" für die Abwehr +++

Frank Arnesen blieb der "traurigen Wahrheit" aus terminlichen Gründen fern. Statt das Spiel gegen den bereits feststehenden Champions-League-Teilnehmer aus seinem Heimatland vor Ort zu verfolgen, zog es den Sportchef nach Kroatien, um dort das Qualifikationsspiel zur Königsklasse zwischen Dinamo Zagreb und dem moldawischen Meister Sheriff Tiraspol zu besuchen. Viel wichtiger als die Partie war dem Dänen ein Treffen zuvor mit den Verantwortlichen aus Zagreb, bei dem er nochmals den genauen Zeitpunkt des Wechsels von Wunschspieler Milan Badelj verhandeln wollte. Zur Erinnerung: Dinamo und der HSV hatten sich bereits auf den Wechsel des zentralen Mittelfeldmanns für vier Millionen Euro geeinigt, allerdings bestanden Zagrebs Verantwortliche darauf, dass Badelj erst Ende August nach Hamburg kommen darf. Ob Arnesens erneuter Vorstoß Erfolg hatte, will der 55-jährige Fink nach seiner Rückkehr heute mitteilen.

In dem Gespräch dürfte auch das weitere Vorgehen im Hinblick auf die in zweieinhalb Wochen startende Bundesligasaison besprochen werden. So hatte Fink zwar am Dienstag erfreut festgestellt, dass mit der bevorstehenden Verpflichtung Paul Scharners "die kleine Baustelle" in der Defensive abgearbeitet sei. Gleichzeitig machte der Trainer sehr deutlich, dass nun auch zügig die Arbeiten an der Großbaustelle in der Offensive beginnen müssten. Neben dem seit langem gesuchten Mittelfeldregisseur will Fink seinen Vorgesetzen auch um Verstärkung im Sturm bitten. "Ich muss das Thema mit Frank besprechen. Vielleicht würde uns noch ein anderer Typ im Angriff gut zu Gesicht stehen", sagte Fink, den die Eindrücke aus dem Testspiel in seinem Vorhaben bestärkt haben dürften. Auch gegen den FC Nordsjælland konnten sich Artjoms Rudnevs und Marcus Berg kaum in Szene setzen, zudem musste Heung-Min Son mit einer starken Knöchelprellung vorzeitig ausgewechselt werden.

Bevor aber Arnesen tatsächlich die Doppelbaustelle in der Offensive schließen kann, muss er nach den Einnahmen aus den Verkäufen von Paolo Guerrero (3,5 Millionen Euro) und Gökhan Töre (3,0 Millionen Euro) zügig weitere Gelder akquirieren. Doch bei den angedachten Verkäufen der vereinbarten Streichkandidaten (Jaroslav Drobny, Slobodan Rajkovic, Robert Tesche und Per Skjelbred) scheint Arnesen in einem Transferstau ähnlich dem auf der A 7 vor dem Elbtunnel zu stecken. Intern wurde der einst als "Pflichtabgang" bezeichnete Verkauf Drobnys bereits als kaum noch realisierbar eingeschätzt. Dabei war allen Beteiligten nach dem Wunschtransfer René Adlers klar, dass sich der Verein keinesfalls zwei Toptorhüter leisten kann und will. "Wir werden sicher nicht mit zwei hochklassigen und hoch bezahlten Torhütern in die neue Saison gehen", hatte HSV-Chef Carl Jarchow noch kürzlich in einem Abendblatt-Interview angekündigt. Es dürfte eine teure Fehleinschätzung gewesen sein.

Vergleichbar teuer gestaltet sich zudem das Missverständnis Rajkovic. Der ausgemusterte Serbe, der vor knapp einem Jahr von Arnesen für 2,5 Millionen Euro vom FC Chelsea geholt worden war, zeigt aufgrund seines fürstlichen Salärs nur wenig Bestrebung, ernsthaft über einen schnellen Wechsel nachzudenken. Ein Angebot aus der Türkei ließ Rajkovic unbeantwortet, über eine Anfrage vom französischen Erstligaklub OSC Lille wolle er zumindest nachdenken. Das Problem: Denkt Rajkovic nicht schnell genug nach, stehen Arnesen kaum genügend Mittel für die beiden benötigten Offensivverpflichtungen zur Verfügung. "Wir haben uns heute schon mehr Torchancen herausgespielt als zuletzt", sagte Fink kurz vor der Rückfahrt nach Hamburg. Manchmal muss man eben gute Miene zum schwachen Spiel machen.

HSV: Drobny - Lam (46. Diekmeier), Bruma (46. Besic), Mancienne, Aogo (78. Sternberg) - Westermann (71. Sala), Skjelbred (62. Steinmann) - Son (40. Beister), Arslan (71. Tesche), Jansen (71. Ilicevic) - Rudnevs (71. Berg). Elfmeterschießen: Laudrup verschießt, 1:0 Beister, 1:1 Hendriksen, Ilicevic verschießt, Gundelach verschießt, 2:1 Tesche, 2:2 Marcondes, 3:2 Steinmann, Petry verschießt.