Der 43-Jährige erhält einen Vertrag bis 2012. Gestern Abend verpflichtete Bayer Leverkusen Jupp Heynckes (64) als Nachfolger.

Hamburg

Der Kandidat war bereits am frühen Morgen in der Stadt. Die Präsentation war für Freitag um 14 Uhr terminiert, der Konferenzraum reserviert. Und dann kam doch alles anders. Am Mittag sagte der HSV die Vorstellung des neuen Trainers Bruno Labbadia (43) kurzfristig ab. Der Termin aber war nur aufgeschoben. Am Sonntag nun wird Labbadia endgültig in Hamburg präsentiert. HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer ist überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben: "Bruno steht für absolute Professionalität, Gradlinigkeit, Leidenschaft und eine klare Spielphilosophie. Er passt bestens in unser Konzept."

Zuvor hatte sich der HSV mit Bayer Leverkusen auf eine Ablösezahlung für Labbadia von rund 800 000 Euro geeinigt. Dazu kommen leistungsbezogene Zuschläge für das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs. Für den HSV-Vorstand um Chef Bernd Hoffmann, Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer und Katja Kraus (Oliver Scheel weilt im Urlaub) eine vertretbare Summe. Schließlich kassierte der HSV auch eine Ablöse für Ex-Trainer Martin Jol von Ajax Amsterdam.

Labbadia erhält beim HSV einen Dreijahresvertrag bis 2012. Mitbringen wird er seinen Co-Trainer Erdinc Sözer (40). Mit Spannung erwartet man jetzt beim HSV die Vorschläge des Trainers bei den Transfers. Labbadias Vorteil: Jol hatte noch keinen Spieler für die neue Saison verpflichtet - das Investitionsvolumen von 16 Millionen Euro für Neuzugänge steht voll zur Verfügung. Die Leihspieler Gravgaard, Ndjeng, Streit sowie Torhüter Sinouh erhielten ebenfalls keine neuen Verträge. Vordringlich bleibt die Suche nach einem Nachfolger für Ivica Olic, der nach München wechselt. Aber auch für die Abwehr sucht der HSV Verstärkung. Bislang steht mit Konstantinos Katsouranis (Benfica Lissabon) nur ein Defensivspieler für das Mittelfeld als Neuzugang nahezu fest.

Es war ein Tag des Pokers zwischen dem HSV-Vorstand und der Führungsetage von Bayer Leverkusen, Labbadias bisherigem Arbeitgeber. Stundenlang feilschten die Vereinschefs um die fällige Ablöse - schließlich läuft Labbadias Vertrag noch bis 2010. Am Vormittag machte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser öffentlich Druck, erklärte der Agentur dpa: "Der Herr Labbadia hat bei uns noch für ein weiteres Jahr einen Vertrag. Ich habe den HSV aufgefordert, die Vertragslage zu respektieren." Im Übrigen sei er "verstört über Meldungen, dass sich Labbadia mit dem HSV einig sein soll". Er wetterte gegen das aktuelle "Job-Hopping" der Trainer ("Das ist mir zuwider") und drohte sogar, die Freigabe zu verweigern: "Ich bin bereit, ein Exempel zu statuieren." Beim HSV lösten die harschen Worte deutliche Irritationen aus - schließlich war man am Donnerstagabend noch der festen Überzeugung, dass der Wechsel nur eine Frage der Zeit sei.

Von einem Scheitern des Deals konnte dennoch keine Rede mehr sein. In Wahrheit ging es Holzhäuser um einen Beweis seiner Machtposition - schließlich gilt er angesichts der Talfahrt seines Klubs in der Rückrunde als angeschlagen. Und es ging ihm - natürlich - auch ums Geld. Es ist in der Branche inzwischen üblich, dass selbst Trainer aus laufenden Verträgen gekauft werden. Auch Bayer hatte 2008 für Labbadia gezahlt - angeblich rund eine Million Euro an den Zweitligaklub SpVgg Greuther Fürth.

Außerdem wollte Holzhäuser eine trainerlose Phase verhindern und sofort mit der Freigabe Labbadias den Neuen verkünden. Das gelang. Und wie!

Überraschend präsentierte Holzhäuser am Freitagabend die Verpflichtung des Kurzzeit-Trainers von Bayern München, Jupp Heynckes (64), der den Klub nach der Entlassung von Jürgen Klinsmann in der Schlussphase der Saison fünf Wochen lang betreut hatte. "Ich habe mich sehr über das Interesse von Bayer gefreut", sagte Heynckes. "Während meines kurzen Gastspiels in München habe ich gemerkt, dass es noch immer in mir brennt. Die junge Leverkusener Mannschaft hat zudem sehr großes Potenzial. Das reizt mich."

Die Präsentation von Bruno Labbadia sehen Sie am Sonntag unter www.abendblatt.de