Suwon. Drei Worte reichten aus, um den Ernst der Lage zu beschreiben. "Es tut weh", erklärte Tomas Rincon, der mit dick bandagiertem Schienbein das Vormittagstraining als Zuschauer an der Seite von Mannschaftsarzt Philip Catalá-Lehnen verfolgte. Der Venezolaner, der bekanntermaßen alles andere als ein Kind von Traurigkeit ist, hatte zwar einen erneuten Versuch gewagt zu trainieren, musste sein Vorhaben aber schon beim Warmmachen abbrechen. Schuld ist eine schmerzhafte Knochenhautreizung am linken Schienbein, die den Südamerikaner bereits seit einem Jahr plagt. "Ich habe die gesamte Saison mit Schmerzen gespielt. Aber wegen des Abstiegskampfs konnte ich eben nicht pausieren", sagte der 24-Jährige, der genau dies nun nachholen muss.

Eine Kernspinuntersuchung nach der Rückkehr am Dienstag im UKE soll Aufschluss darüber geben, wie die medizinische Abteilung des HSV die Blessur behandeln muss. Möglichkeit eins: Eine konservative Behandlung, die eine Pause von sechs bis acht Wochen bedeuten würde. In dieser Zeit dürfte Rincon das Bein allerdings kaum belasten, was ein anschließendes Aufbautraining nach sich ziehen würde. Möglichkeit zwei: Eine Operation, bei der das Schienbein aufgeschnitten werden müsste, um Gewebe abzuschaben. Die Länge der anschließenden Zwangspause wäre allerdings unklar. "So oder so ist das ein bitterer Ausfall für uns", sagt Trainer Thorsten Fink.

"Letzte Saison konnte ich nur mit 70 Prozent spielen", sagt Rincon, der die verschleppte Verletzung nun richtig ausheilen will, "für mein Spiel brauche ich die Power." Als Alternative für den eigentlich gesetzten Mittelfeldabräumer steht somit nur der gelernte Innenverteidiger Heiko Westermann bereit, der die Rolle auch gestern Abend (Ortszeit) im Spiel gegen Groningen ausfüllte. Die weiteren Kandidaten Per Skjelbred und Robert Tesche genießen nur bedingt Finks Vertrauen, gelten zudem als zu offensiv für die Rolle des klassischen "Sechsers" - genau wie der designierte Neuzugang Milan Badelj, mit dem Fink nach dessen Vertragsunterschrift etwas weiter vorne plant.