Marcell Jansen begründet seine Vertragsverlängerung beim HSV auch mit der Liebe zur Stadt

Hamburg. Sichtlich gut gelaunt präsentierte sich Marcell Jansen gestern in der Imtech-Arena. Zu Scherzen aufgelegt und redselig wie immer. Seit Montag ist der gebürtige Mönchengladbacher mit einem frischen Dreijahresvertrag ausgestattet. Sollte er diesen erfüllen, wäre er sieben Jahre lang beim HSV - eine Rarität in diesen wechselhaften Zeiten des Klubs. "Ich habe mich eingelebt und hatte auch keine Lust, wieder umzuziehen und neu anzufangen", erklärt Jansen die Vereinstreue. Seine Mietwohnung hat er aufgegeben und stattdessen ein zur Sanierung stehendes Haus in Rissen erworben. Hamburg wird für ihn zur neuen Heimat.

Natürlich hatte es Anfragen von anderen Klubs gegeben. Auch dauerten die Verhandlungen im Endeffekt doch wesentlich länger als von Vereinsseite erwartet, von der aus es schon seit Wochen nur noch um "letzte Details" gegangen sei. Jansen hätte auch Gründe gehabt, den Verein zu wechseln. Schließlich hat der 36-fache Nationalspieler vor, möglichst bald in den Kreis der DFB-Elf zurückzukehren - und auf internationaler Vereinsebene sind solche Ziele in der Regel eher zu verwirklichen. So sei das vergangene Jahr mit Platz 15 auch "kein Vorteil" für ihn gewesen. Doch das war für Jansen nicht ausschlaggebend. "Ich wollte in dieser prekären Situation nicht einfach weglaufen. Zudem sehe ich Potenzial in dem Team, es wesentlich besser zu machen als in der letzten Saison. Dazu ist Hamburg einfach die beste Stadt in Deutschland, die Fans sind euphorisch und - ganz wichtig - ich habe gemerkt, dass mich der Verein unbedingt halten wollte. Das war in der Vergangenheit nicht immer so", erklärt Jansen.

In der Tat schätzt Trainer Thorsten Fink seinen linken Mittelfeldspieler ungemein. Auch wenn die Leistungen Jansens in der letzten Saison durchwachsen waren, schoss er immerhin fünf Tore und arbeitete stetig nach hinten. Und er hat bewiesen, dass sein Körper doch zum Profisport taugt: Auch dank zusätzlicher, individueller Vorbereitung absolvierte Jansen seit Langem wieder mal eine weitgehend verletzungsfreie Spielzeit. Ein Verkauf hätte zudem nur bedingt für finanzielle Entspannung gesorgt - denn ein Drittel der Transferrechte trägt Investor Klaus-Michael Kühne.

In den kommenden drei Jahren wird Jansen immer mehr in die Rolle des Führungsspielers hineinwachsen. Mit seinen 26 Jahren gehört er schon jetzt zu den erfahrensten Akteuren im Kader, der auch ab und zu den Mund aufmacht und mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält. Das wird auch beim Thema Rafael van der Vaart deutlich. "Natürlich ist er ein erfahrener und guter Spieler. Aber ich bin zu weit weg, um seine Leistungen im Detail zu beurteilen. Und man darf bei der ganzen Diskussion auch nicht vergessen, dass er hier schon mal in einem anderen Trikot saß", sagt Jansen und erinnert damit an die unschöne Aktion, als sich der damalige Fanliebling im Valencia-Jersey fotografieren ließ.

Wenn alles nach Plan läuft, wird Jansen mindestens bis zum Sommer 2015 allein im Trikot mit der Raute und dem Bundesadler zu sehen sein.