Der schwedische HSV-Angreifer verspürt unter Trainer Thorsten Fink neue Motivation und hofft auf mehr Einsatzzeiten

Hamburg. "Lieber würde ich gegen Barcelona spielen." Klar, Tests wie jener am heutigen Sonnabend (14 Uhr) beim Oststeinbeker SV gehören nicht zu den Leckerbissen, von denen ein Profifußballer wie Marcus Berg träumt. Obwohl er im gleichen Atemzug hinzufügt: "Für mich ist jedes Spiel wichtig. Jedes Training, jedes Tor, jede Aktion."

Zwei Dinge sind bemerkenswert an diesen am Freitag geäußerten Gedanken des Schweden. Erstens, in welch flüssigem Deutsch er sie vortrug. Und zweitens die ungewohnte Leichtigkeit mit einer Prise Witz, die zwischen seinen Worten mitschwang. Schließlich ist der 25-Jährige nicht gerade als Humorbombe bekannt, im Gegenteil.

Die Geschichte von Marcus Berg und dem HSV eignet sich bisher vorzüglich, um die Verfehlungen der jüngsten Vergangenheit zu personalisieren. Er ist der Typ "Zu teuer eingekauftes und in Hamburg verkümmertes Talent". Sein Neustart nach dem beendeten Leihgeschäft mit Eindhoven begann im Sommer holprig, was auch daran lag, dass er nach seiner Hüftoperation zu Saisonbeginn nicht fit war. Bevor Thorsten Fink zum HSV stieß, kam er gerade mal auf 22 Einsatzminuten gegen Gladbach und sechs gegen Schalke.

Mit dem neuen Trainer scheint Berg neue Motivation gefunden zu haben: "Er redet viel, ich habe das Gefühl, dass er mich sieht", sagt der Angreifer und erinnert sich an die Zeit unter Bruno Labbadia: "Er war sicher ein guter Trainer, hat aber wenig geredet. Ich brauche Kritik, positive wie negative."

Das Bemühen Finks ist deutlich erkennbar, seinen sensiblen Stürmer mit frischer Energie zu versorgen. Beim Pokalspiel in Trier ließ der HSV-Coach ihn 120 Minuten auf dem Platz, und auch gegen Kaiserslautern stand Berg in der Startelf, musste aber nach Rajkovics Platzverweis in der ersten Hälfte aus taktischen Gründen vom Platz. "Auf mich macht Marcus einen guten Eindruck", lobt Fink, "er ist ein cleverer Spieler, der sicher noch das eine oder andere Tor für uns erzielen wird. Was er braucht, sind Erfolgserlebnisse."

Einsätze und Tore, das sind die zwei Punkte, die auch für Berg zählen. "Ich habe in den vergangenen zwei Monaten gut trainiert und ein gutes Gefühl", entgegnet er auf die Frage nach seinem Gemütszustand und fügt lächelnd hinzu: "Ich muss spielen." Mit neuen Erlebnissen will Berg die unschönen Erinnerungen vergessen machen und sich zugleich wieder für die schwedische Nationalmannschaft in Erinnerung rufen. "Es passiert mir das erste Mal, dass ich zu hundert Prozent fit bin und trotzdem nicht nominiert wurde", gibt er enttäuscht zu, wohlwissend, dass sein Augenmerk darauf liegen muss, erst einmal regelmäßig im Verein zum Einsatz zu kommen. Und Leistung zu bringen.

Als Strafraumstürmer hat sich Berg einst selbst eingestuft, doch Fink ("Ich sehe Marcus nicht ganz vorne") plant mit ihm im nächsten Heimspiel gegen Hoffenheim (20. November) eher in zweiter Reihe direkt hinter Paolo Guerrero, da Mladen Petric wohl dann noch nicht wieder fit ist. Für Berg kein Problem: "Das kann ich auch spielen."

Mindestens genauso wichtig wie das Vermitteln der Taktik dürfte aber das Geschick des Trainers sein, Berg auch im Kopf fit für die neuen Herausforderungen zu machen. Zwar tauscht sich Fink regelmäßig mit einem Mentaltrainer aus und diskutiert einzelne Fälle. Zugleich hat er registriert, dass alle großen Vereine inzwischen Psychologen in ihrem Betreuerstab integriert haben. Doch darauf will der HSV-Trainer zunächst verzichten: "Ob wir jemanden verpflichten, werden wir später entscheiden. In der jetzigen Phase möchte ich selbst mit der Gemeinschaft arbeiten, sie soll mich spüren und nicht jemanden anderen." Als Fink später dann davon spricht, dass es für einen Trainer wichtig ist, situativ auf die Spieler einzugehen und einer mehr Vertrauen bräuchte und ein anderer mehr Druck, musste er nicht extra betonen, welche Ansprache bei Berg nötig ist. Und sie scheint schon zu fruchten. "Ich weiß, dass ich gut in der Bundesliga spielen kann", sagt Berg. Wie er es sagt, klingt es wie ein Versprechen.

Die Daten für das Trainingslager im Winter sind fixiert: Vom 4. bis 12. Januar bereitet sich der HSV im Marbella Football Center an der spanischen Costa del Sol auf die Rückrunde vor. Das Team wird im Fünf-Sterne-Hotel Guadalpín Banús wohnen, 15 Gehminuten entfernt vom Yachthafen Puerto Banús.