Ein Kommentar von Peter Wenig

Das Warten geht also weiter. Das 1:1 gegen den VfL Wolfsburg wird als 217. Tag in Folge ohne Heimsieg in die HSV-Geschichte eingehen. Eigentlich Grund genug, mal den Wut-Bürger zu geben. Oder beim nächsten Versuch gegen den 1. FC Kaiserslautern am kommenden Sonntag einen weiten Bogen um den Volkspark zu machen.

Beides wird nicht passieren. Gegen Wolfsburg wurden die HSV-Profis mit großem Beifall verabschiedet, obwohl das Remis die Ergebniskrise mitnichten entschärft hat. Die Fans haben eben ein feines Gespür, wann eine Mannschaft ihre Treue zurückzahlt, sich wirklich an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit herantastet. Nach vielen blutleeren Auftritten war - wie schon beim unglücklichen 1:2 gegen den FC Schalke 04 - der Wille unübersehbar, sich aus dem Tabellenkeller herauszuarbeiten.

Es spricht für den neuen HSV, dass ausgerechnet ein 19-Jähriger, der eher als Beigabe im Gesamtpaket der Chelsea-Profis nach Hamburg kam, zur Symbolfigur für Leidenschaft wird. Gökhan Töre marschierte, so lang die Kräfte reichten. Ungestüm, mit vollem Mut zum Risiko. Der personifizierte Gegenentwurf zur oft kritisierten Söldnermentalität der Vergangenheit.

Natürlich ist es viel zu früh für ein erstes Urteil über die Qualitäten des neuen Cheftrainers Thorsten Fink. Aber der einstige Profi des FC Bayern scheint diese Leidenschaft vorzuleben.

Ein rasches Ende der Ergebniskrise braucht indes auch er. Noch immer steht der HSV auf einem direkten Abstiegsplatz. Die Fans erwarten mit Recht, dass die schwarze Heimserie am kommenden Sonntag, dem 225. Tag nach dem letzten Sieg, endet.