Der Verteidiger hat kein Verständnis für den Unmut der Anhänger. “Das ist doch ein Witz“, sagt der 27-Jährige über das Fan-Verhalten.

Hamburg. Die Pfiffe gegen Heiko Westermann im Spiel gegen den FC Valencia haben Wirkung gezeigt. Bei den Fans, bei der Mannschaft und vor allem bei dem Gescholtenen selbst. Der wollte sich zunächst nicht dazu äußern und versuchte eine direkte Antwort zu umgehen, indem er nur eine verschwindend geringe Menge Fans dafür verantwortlich machte. Dann aber platzte es doch aus ihm heraus. "Ich bin schon erbost darüber", so der alte und neue HSV-Kapitän, "das ist doch ein Witz! Die eigene Mannschaft auspfeifen - das gehört sich einfach nicht."

So sehen es auch die Fans selbst. In verschiedenen Internetforen wurden die Protestbekundungen direkt nach Spielschluss verurteilt. "Vor der Saison haben alle den Umbruch gefordert und wussten auch, dass so ein Schnitt dauert. Jetzt Einzelne herauszupicken und auszupfeifen - das geht gar nicht", schimpft auch Ralf Bednarek, Chef der HSV-Supporters.

Umso beachtlicher Westermanns Reaktion, der sich erneut allen Fragen stellte, sich nicht versteckte. "Heiko geht immer voran", lobt Trainer Michael Oenning, "deshalb war er auch der Wunschkapitän der Mannschaft. Er stellt sich auch in Phasen wie jetzt, wo es mal nicht so läuft. Heiko war in der letzten Saison einer der zweikampfstärksten Spieler der Liga, er hat seine Berechtigung. Er hat die Qualität und ist am Freitag auf den Punkt in Form."

Das muss er auch, denn dort erwartet den HSV eine der besten Offensiven Deutschlands. Oenning warnt: "Dortmund ist schon sehr weit, da werden wir sicher deutlich defensiver auftreten müssen und gezielt versuchen, Nadelstiche zu setzen."

Allerdings muss dafür zuerst das "zentrale Problem", wie es der HSV-Trainer nennt, gelöst werden. "Durch die Mitte lassen wir einfach zu viel zu", sagt Oenning, der damit nicht allein die Innenverteidigung um Abwehrchef Heiko Westermann anspricht, sondern explizit das defensive Mittelfeld.

Dort wussten Gojko Kacar, Robert Tesche und David Jarolim allesamt nicht restlos zu überzeugen. Einzig Tomas Rincon gefiel in seinen 45 Minuten gegen Valencia. Klar ist zwar, dass mit zwei defensiveren Mittelfeldakteuren gespielt werden soll - offen hingegen, mit wem. "Ich habe mich noch nicht festgelegt", sagt Oenning.

Fest steht dagegen, dass Westermann die Viererkette mit Nebenmann Michael Mancienne sowie den Außenverteidigern Dennis Diekmeier (rechts) und Dennis Aogo (links) anführen wird. Als Kapitän, der ausgepfiffen wurde. Wie vor gut einem Jahr. Damals stellte er sich, zeigte Leistung und ging gestärkt aus der Misere hervor. Oenning ist überzeugt: "Heiko nimmt die Pfiffe eher als Motivation."