Hamburg. Er lächelt. Mal wieder. Eigentlich ist das bei niemandem weniger verwunderlich als bei ihm. Heung Min Son hat aktuell allen Grund, fröhlich zu sein. Immerhin gilt er als der Gewinner der inzwischen fünf Wochen andauernden Vorbereitungsphase beim HSV. "Es läuft ganz gut", sagt der junge Südkoreaner zurückhaltend, "und ich freue mich natürlich, dass es jetzt endlich losgeht." Noch mehr freuen dürfte ihn, dass er am Sonnabend erstmals zum offiziellen Pflichtspielstart, diesmal beim DFB-Pokalspiel beim VfB Oldenburg (15 Uhr, Sky und im Liveticker auf abendblatt.de), gesund ist.

Wie wenig selbstverständlich das ist, musste Son vor ziemlich genau einem Jahr erfahren. Es sind die Bilder, die er einfach nicht aus seinem Kopf kriegt. Eben gerade noch hatte er seinen ersten Treffer in der Imtech-Arena vor den eigenen Fans erzielt, seine überragende Vorbereitung mit einem Torerfolg gegen den Milliardärsklub FC Chelsea gekrönt. Mit neun Toren war er auch damals der erfolgreichste Torschütze vor dem Ligastart gewesen. Ein Umstand, der ihm gepaart mit dem großen Kompliment des damaligen Trainers Armin Veh ("Sonni ist einer, der alles hat, um eine große Karriere zu starten") sogar eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2014 einbrachte. Alles deutete auf den Beginn einer Weltkarriere hin - bis zur 88. Minute gegen Chelsea. Da wurde er übel gefoult von seinem Gegenspieler Ricardo Carvalho. "Ich versuche, nicht mehr daran zu denken", sagt Son heute, "aber so ganz verbannen kann ich das auch nicht." Immerhin folgte damals die bittere Diagnose Mittelfußbruch. "Ich musste knapp sechs Wochen Pause machen. Solche Verletzungen tun immer weh."

Und das sowohl im wahrsten als auch im übertragenen Sinne des Wortes. Denn der heute 19-Jährige kam nach dem Mittelfußbruch nicht mehr recht auf die Beine, konnte so seine tollen Eindrücke aus der Vorbereitung nicht in der Bundesligasaison bestätigen. "Aber das wird diesmal anders", ist sich der Südkoreaner sicher, "ich bin gut drauf, die Mannschaft hat sich super vorbereitet, und wir haben eine tolle Stimmung in der Mannschaft. Es läuft sehr gut." Sogar so gut, dass Michael Oenning inzwischen eine Systemumstellung von einem auf zwei Stürmer in Erwägung zieht. Jetzt heißt es nicht mehr: Petric oder Paolo Guerrero, sondern Petric und Son.

So auch heute in Oldenburg. In der ersten Runde des DFB-Pokals setzt Oenning auf Son und Petric. "18 Tore sprechen eine deutliche Sprache", begründet Oenning und lobt den Koreaner: "Er hat alles, was ein Stürmer braucht. Er kann sich sicher noch in allen Bereichen verbessern, aber er ist auf dem richtigen Weg." Dafür sollte Son sogar die Einladung seiner Nationalmannschaft für ein Testspiel in Japan absagen. Zugunsten eines optimalen Saisonstarts mit dem HSV. Und Son wollte dies auch tun, sagt aber jetzt: "Ich muss da wahrscheinlich hin. Ich freu mich auch grundsätzlich, für mein Land spielen zu dürfen, aber wenn ich nur auf der Bank sitze, macht das keinen Sinn." Dann wolle er lieber vorher vom Trainer Bescheid bekommen und in Hamburg bleiben. "Mein erstes Ziel ist eine gute Saison mit dem HSV", so Son.

Und dabei überlässt er nichts dem Zufall. Ab Sonntag ist sein Vater wieder in Hamburg, bleibt für ein paar Monate. "Er ist mein schärfster Kritiker", sagt Sohn Son über den Mann, mit dem er abseits der normalen HSV-Trainingseinheiten Extraschichten einlegt. "Wir feilen an Dingen, die noch nicht so gut sind." Das leibliche Wohl des Profis liegt derweil wieder komplett in den Händen seiner Mutter. "Sie kocht für mich", erzählt Son, der ansonsten auch gern mal einen Burger im Fast-Food-Restaurant einschiebt. "Das fällt dann weg", lacht der Angreifer, "aber wenn es hilft ..."

Alle Mittel sind recht - für den Erfolg. "Die Testphase ist vorbei, ab jetzt geht es richtig los. Die Spiele können beginnen", läutet auch Dennis Aogo die Saison 2011/12 ein. Dass es dabei in Oldenburg gegen einen Fünftligisten geht, ist für ihn absolut nebensächlich. "Früher wurde die erste Pokalrunde oft noch als Abschlussspiel der Vorbereitung gesehen - aber das ist diesmal anders. Die werden um ihr Leben kämpfen, da dürfen wir keinen Millimeter nachlassen", fordert der Nationalspieler höchste Konzentration ein. "Wir waren einmal im Halbfinale, aber irgendwie sind wir den Fans - zumindest gefühlt - im Pokalwettbewerb noch was schuldig." Und während Aogo seine Mannschaft "als Wundertüte in der Bundesliga" einstuft und keine Saisonprognose abgeben will, ist der Weg im DFB-Pokal klar: "Wir wollen den Titel", sagt Son, der mit dem Pokalspiel den offiziellen Startschuss für seine Profikarriere beim HSV sieht: "Jetzt geht es erst richtig los."

HSV: Drobny - Diekmeier, Westermann, Mancienne, Aogo - Jarolim, Kacar - Töre, Son, Elia - Petric