Zusammen mit Dennis Diekmeier will der Deutsch-Türke Gökhan Töre, der vom FC Chelsea aus England kam, die rechte Seite beim HSV beleben.

Hamburg. Gökhan Töre ist erst seit gut vier Wochen beim HSV, in dieser Zeit hat er aber bereits nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht - erst negativ, dann positiv. Kurz vor dem Start der neuen Spielzeit scheint der Deutsch-Türke nun den rechten Weg gefunden zu haben und darf sich Hoffnungen machen, beim ersten Pflichtspiel der Saison am Sonnabend in Oldenburg zur Startelf zu gehören. "Ich habe an mir gearbeitet und immer an meine Chance geglaubt", sagt der 19-Jährige selbstbewusst, wirkt dabei aber eher schüchtern und zurückhaltend.

Als "Springer" zwischen U 23 und Bundesligamannschaft wurde Töre ursprünglich verpflichtet, doch schon beim ersten Trainingslager auf Sylt ließ er verlauten, auf jeden Fall bei den Profis bleiben zu wollen. Dort eckte er allerdings mit "Diva-ähnlichem" Verhalten an und musste von den erfahrenen Spielern zur Seite genommen werden. "Töre hat erst hier beim HSV gelernt, dass man für andere Spieler auch Defensivaufgaben übernehmen muss", erklärt Co-Trainer Frank Heinemann. Schon im zweiten Trainingslager in Österreich und bei den letzten Vorbereitungsspielen präsentierte sich der Dribbelkönig von einer ganz anderen Seite: stark am Ball, bullig im Zweikampf, mannschaftsdienlich. "Wahrscheinlich hat Gökhan noch nie in seinem Fußballerleben so viel nach hinten gearbeitet wie im Test gegen den FC Groningen", sagt Heinemann.

Den Zweikampf mit Änis Ben-Hatira auf Rechtsaußen hat der gebürtige Kölner vorerst für sich entschieden, in der Mannschaft ist er mittlerweile voll akzeptiert. "Man muss ihn einfach zu nehmen wissen", sagt einer, der Töres Weg schon seit Jahren verfolgt: Erdal Keser, Ex-Bundesligaprofi und mittlerweile Chef des Europabüros des türkischen Fußballverbandes. "Der HSV kann sich glücklich schätzen, ein solches Talent in seinen Reihen zu haben. Er kann Spiele alleine entscheiden."

Töres Revier ist die rechte Seite, die er zusammen mit Dennis Diekmeier bearbeiten soll. Doch auch der Rechtsverteidiger hat seine Stärken in der Vorwärtsbewegung. Angst vor einer Vernachlässigung der Defensive hat Töre indes nicht. "Ich verstehe mich auf dem Platz hervorragend mit Dennis, die Absprache klappt gut. Seine offensiven Vorstöße entlasten mich ja auch."

Diekmeier ist im Gegensatz zu Töre innerhalb kürzester Zeit zum unumstrittenen Stammspieler aufgestiegen, gehört zu den absoluten Gewinnern der Vorbereitung. Trainer Michael Oenning lobte ihn in den höchsten Tönen: "Wenn er so weitermacht, ist er bald ein Thema für höhere Aufgaben." Darauf angesprochen grinste der 21-Jährige. "Ich weiß, worauf ihr anspielt, und natürlich ist die Nationalmannschaft ein Traum. Aber dieser Traum wird nur real, wenn ich meine Leistung über einen längeren Zeitraum konstant abrufe."

Kurzfristig hat Diekmeier ein viel profaneres Ziel: Sein erstes Bundesligator. "Tore vorbereiten klappt schon ganz gut, und gegen Groningen habe ich ja auch schon getroffen. Doch nun ist ein Erfolgserlebnis in der Bundesliga an der Reihe, damit die Häme der Kollegen aufhört." Die würden in zusätzlichem Maße von einem Tor ihres Rechtsverteidigers profitieren: Diekmeier hat danach einen Mannschaftsabend auf seine Rechnung ausgelobt.