Wegen einer Rippenprellung konnte der HSV-Torwart in der Saisonvorbereitung kaum spielen - träumt aber weiter von der EM mit Tschechien.

Hamburg. Jaroslav Drobny interessierte das bunte Treiben auf dem Rasen der Coface-Arena überhaupt nicht. Anstatt sich die Siegerehrung anzusehen, spielte er nach der Finalniederlage seines HSV gegen Borussia Dortmund in den Katakomben der neuen Arena gedankenverloren auf seinem Handy herum. Auch die Frage, ob und wann er wieder einsetzbar sei, konnte keine Gefühlsregung beim Tschechen auslösen. Ohne den Kopf zu heben, hatte er seine Antwort mit einem kurzen "Ja" schnell gegeben - und dem Handy galt wieder seine ganze Aufmerksamkeit.

In das Treiben auf dem Rasen kann die neue Nummer eins des HSV seit einiger Zeit nur bedingt eingreifen. Bei bislang acht Testspielen konnte Drobny wegen einer Rippenprellung nur eineinhalb Spielzeiten mit dabei sein: eine Halbzeit gegen eine Nordfrieslandauswahl (9:0) sowie die kompletten 90 Minuten beim schwachen 1:5 gegen den VfL Wolfsburg. Dennoch beteuerte Trainer Michael Oenning auch nach dem Liga-total-Cup, dass er beim DFB-Pokalspiel in Oldenburg (30. Juli) auf Drobny im Tor setze. "Daran gibt es auch keinen Zweifel. Ich gehe davon aus, dass ich schon am Wochenende auf einige zuletzt ausgefallene Spieler zurückgreifen kann." Gestern trainierte Drobny wieder mit der Mannschaft und soll wie auch Mladen Petric und Tolgay Arslan am Sonnabend beim Kurzturnier in Zwolle sowie am Sonntag beim letzten Test vor Oldenburg in Groningen wieder spielen.

"Wenn er 34 Spiele in der Bundesliga absolviert, freut uns das alle", betonte Tom Mickel, der überglückliche, weil stark aufspielende Vertreter Drobnys beim Liga-Total-Cup. "Das trifft auch auf mich zu. Wir Torhüter trainieren alle hart, puschen uns gegenseitig immer wieder. Aber am Ende entscheidet der Trainer. Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Aber klar ist auch, dass Drobo mit seiner Erfahrung extrem wichtig für die Mannschaft ist."

Aber kann er das auch konstant zeigen? Während er in der vergangenen Saison nahezu durchgehend trainieren konnte, dafür aber als Nummer zwei hinter Frank Rost nur fünf Bundesligaspiele absolvieren durfte, musste der 31-Jährige in der bisherigen Vorbereitung sowohl bei den Testspielen als auch im Training immer wieder kürzertreten. Stimmen, die ihm schon zu Berliner Zeiten bei Hertha BSC chronische Kniebeschwerden nachsagten, wiegelt Drobny ab und verweist auf seine Saisonbilanzen in Berlin. Dort stand er für Hertha in drei Jahren in 97 von 102 Partien im Tor. "Ich bin noch fit genug!", sagt Drobny voller Überzeugung.

Dafür holt sich der Tscheche während der jährlichen Spielpausen Spritzen bei dem Arzt seines Vertrauens in London ab, die die Probleme mit dem Gelenkknorpel lindern sollen. So auch in dieser Sommerpause. Drobny fühlt sich gut und will nicht nur beim HSV angreifen: "Ich möchte wieder für die tschechische Nationalmannschaft spielen." Zuletzt hatte er freiwillig auf Nominierungen verzichtet, weil er beim HSV hinter Frank Rost nur Ersatz war. "Jetzt will ich mich über den Verein empfehlen", so Drobny, der selbst nicht initiativ werden will, aber auf einen Anruf seines Nationaltrainers Michal Bilek hofft. Drobny optimistisch: "Ich will mit Tschechien 2012 an der EM teilnehmen, das ist mein Traum." Der Tscheche ist genervt ob der wiederkehrenden Gerüchte um seinen körperlichen Zustand. "Wenn ich irgendwann das Gefühl habe, dass mein Körper nicht mehr mitmacht, sage ich schon Bescheid."

Es wäre der Ernstfall, für den Oenning beim Turnier in Mainz Tom Mickel im Tor testete und anschließend befand: "Tom hat seine Sache hervorragend gemacht und gezeigt, dass er ein sehr guter Back-up für Jaroslav ist." Die Einschätzung macht Sinn. Der 19-Jährige war gegen Borussia Dortmund der beste HSV-Profi auf dem Platz und zeigte auch gegen Bayern München eine souveräne Vorstellung. So konnte Mickel im Wettbewerb mit Wolfgang Hesl um die Position als Nummer zwei im Tor Pluspunkte sammeln.

Eine bittere Entwicklung für Hesl, dem zunächst seine Rückkehr schmackhaft gemacht worden war. Inzwischen weiß Hesl, dass er wieder gehen könne. Angeblich mit der Begründung, die Rückholaktion des zuletzt an den SV Ried verliehenen Torwartes sei ein Missverständnis zwischen dem neuen Sportchef Frank Arnesen und Oenning gewesen. "Das ist nicht unser Hauptthema", umgeht der HSV-Trainer die Frage, ob Mickel oder doch der zurückgeholte und seither auf das Abstellgleis gestellte Hesl einspringen soll, wenn Drobny verletzt ausfällt. Wie schnell das nötig sein könnte, hat gerade die bisherige Vorbereitung gezeigt.