Während HSV-Wunschspieler Nicklas Bendtner wohl nur ein Traum bleibt, soll Eljero Elia ganz real einen Neustart schaffen.

Finkenberg. Michael Oenning musste lachen, als er nach der schweißtreibenden Vormittagseinheit im Lindenstadion gefragt wurde, ob er noch einen Wunsch habe. Während sich die knapp 400 Trainingslagertouristen im Hintergrund mit lautstarken Gesängen, darunter auch der alte Gassenhauer "Wer wird deutscher Meister? Ha-Ha-Ha-Ha Es Vau", schon mal auf die neue Saison einstimmten, vermied der HSV-Trainer eine ähnlich selbstbewusste Antwort. Erst die Nachfrage, ob er denn zumindest einen realistischen Transferwunsch habe, entlockte ihm mehr als nur ein Lächeln. "Na klar habe ich realistische Wünsche." Nur welche, das wollte Oenning auf dem gut besuchten Trainingsplatz in Hippach dann doch nicht verraten.

Etwas träumerischer präsentierte sich da schon Sportchef Frank Arnesen, der nicht nur das Bergpanorama hinter der Trainingsanlage als einen "traumhaften Anblick" pries. "Wir brauchen noch Kreativität in unserer Offensive. Ein Mittelfeldzehner mit Qualität würde uns guttun", sagte der Däne, der dem Abendblatt auch seine überraschende Wunschlösung verriet. "Nicklas Bendtner ist ein sehr interessanter Spieler. Seine Verpflichtung wäre ein echter Traum", sagte Arnesen.

Der Sportchef hätte auch kein Problem damit, dass sein Landsmann von Arsenal London eher als Sturmspitze gilt: "Er kann auch im offensiven Mittelfeld hinter dem Angriff spielen." Arnesen schränkte aber ein, dass er nach mehreren Gesprächen zumindest an diese Traumlösung nicht mehr so recht glauben mag: "Seine Verpflichtung würde fast schon einem kleinen Wunder gleichkommen. Es gibt zwei Vereine, die Nicklas ein Angebot gemacht haben. Und wir gehören leider nicht dazu."

Finanziell sei der HSV eben derzeit nicht in der Lage, mit europäischen Spitzenvereinen wie dem AC Mailand oder Borussia Dortmund mitzuhalten, die trotz aller Dementis von Trainer Jürgen Klopp großes Interesse an Bendtner haben. Endgültig aufgeben wolle der positiv denkende Skandinavier seinen kostspieligen Wunsch allerdings nicht. Noch nicht.

Die Suche nach dem Mann, der "den Unterschied ausmachen kann", soll der womöglich schon geplatzte Bendtner-Traum aber keinesfalls beeinträchtigen: "Wenn ein Spieler da ist, der uns nach vorne bringt, dann schlagen wir sofort zu", sagte Arnesen, der daran erinnerte, dass der Verein schließlich noch bis zum 31. August Zeit für eine realistische Traumverpflichtung hätte.

Von hochkarätigen Verstärkungen aus den eigenen Reihen träumt derweil Trainer Oenning. Dabei verspricht er sich besonders von einem in der kommenden Saison eine Menge: Eljero Elia. "Es ist wichtig, dass er in diesem Jahr in Hamburg zeigt, was für ein toller Fußballer er ist", sagt Oenning. "Dabei will ich ihm auch gerne helfen." Der Cheftrainer ließ seinen Worten bereits Taten folgen. So bat Oenning seinen sensiblen Flügelstürmer in den vergangenen Tagen gleich mehrfach zu einem Vier-Augen-Gespräch, um dem Niederländer deutlich zu machen, was er überhaupt von ihm erwartet.

"Eljero kann nicht so gut mit Liebesentzug umgehen, deswegen muss man bei ihm vorsichtiger sein", sagt Oenning, dem Arnesen sicherlich gesagt haben dürfte, dass der ebenfalls nicht ganz pflegeleichte Bendtner eine mindestens genauso zeitintensive Betreuung bräuchte.

Die gut gemeinten Worte haben zumindest bei Elia nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Hamburgs auf dem Papier derzeit größter Star scheint im Zillertal endlich gewillt, auch auf dem Platz seinen Status zu untermauern. "Für mich ist es wichtig, dass ein Trainer mit mir spricht. Armin Veh hat das nie gemacht, das ist jetzt glücklicherweise anders", sagt der 24-jährige Fußballer, an dem direkt nach dem Saisonfinale ganz konkret Bayern München Interesse hatte. "Ich habe nie gesagt, dass ich wechseln will. Ich fühle mich sehr wohl in Hamburg. Nun liegt es ganz alleine am HSV", sagt Elia, der das für ihn nervige Transferthema mit einem Bildnis abschließen will: "Im Fußball weiß man nie. An einem Tag wird man gefeiert wie Michael Jackson, am nächsten Tag ist man der Roy Black."

Sportchef Arnesen dürfte der Vergleich gefallen haben, schließlich soll er schnellstmöglich für einen echten Michael Jackson in der Offensive sorgen. Da derzeit aber keine Alternative zu Bendtner gehandelt wird, legt auch er ähnlich wie Trainer Oenning größten Wert auf eine Leistungssteigerung der bereits vorhandenen eigenen Spieler: "Besonders junge Profis brauchen ein gutes Umfeld. In den vergangenen zwei Jahren war es für den einen oder anderen beim HSV in der Kabine nicht immer so einfach."

Da große Namen wie Ruud van Nistelrooy, Zé Roberto, Frank Rost oder Joris Mathijsen nach ihren Abgängen nun aber nicht mehr den Ton im Team angeben, sei die Zeit für deren Nachfolger gekommen. "Ich spüre, dass die Atmosphäre in der Mannschaft viel besser geworden ist", sagt Arnesen.

Und genau dieser Klimawechsel innerhalb der Mannschaft würde dem Sportchef die Bedenken nehmen, falls er dann doch noch die gerade erst zusammengewachsene Gruppe um einen echten Star ergänzt. Einen wie Bendtner eben. "Etwas Erfahrung kann dieser jungen Mannschaft nicht schaden", sagt der Däne, der sich beharrlich dagegen wehrt, die eigenen Träume so einfach aufzugeben.