Der HSV eröffnet die Bundesliga in Dortmund, der FC St. Pauli hat ebenfalls schwere Auftaktwochen

Schneverdingen. Die einen starten gerne im eigenen Stadion, andere halten es für besser die Saison auswärts zu beginnen. Lieber erst die schweren Gegner oder doch die vermeintlich Schwächeren? Ein Patentrezept für den perfekten Spielplan gibt es nicht. Fest steht seit gestern jedoch, dass der Auftakt in die Spielzeit 2011/2012 für die beiden Hamburger Profiklubs zu einer Herausforderung wird.

Der HSV eröffnet die 48. Bundesligasaison am 5. August beim amtierenden Titelträger Borussia Dortmund, Rekordmeister Bayern München und Nordrivale Werder Bremen lauten die Auswärtsaufgaben am dritten und fünften Spieltag. "Was für ein Auftakt", frohlockt Sportchef Frank Arnesen, "unsere Spieler werden sofort Spannung aufbauen. Ich freue mich auf die Saison." In der Imtech-Arena geht es zunächst gegen Aufsteiger Hertha BSC, dann gegen den 1. FC Köln. Keine Frage - angesichts der schweren Auswärtshürden steht der HSV daheim sofort unter Druck. Cheftrainer Michael Oenning findet es nur gut: "Jetzt wissen wir, was auf uns zukommt. Ich gehe davon aus, dass unsere Fans uns gleich in Dortmund den Rücken stärken werden."

Im November 2010 gab es allerdings eine bittere 0:2-Niederlage bei der Borussia. Der HSV war chancenlos. Klubchef Carl Jarchow zieht denn auch lieber eine Parallele zum Saisonauftakt vor drei Jahren: "Damals haben wir ein 2:2 bei den Bayern erreicht."

Der Start als Meisterprüfung. Ein Motto, das auch für den FC St. Pauli gilt. "Es geht direkt in die Vollen", sagt der langjährige Kapitän Fabio Morena, "das Programm ist schön knackig, wir wissen direkt, ob und wie wir uns mit den Topteams messen können." Der Bundesliga-Absteiger beginnt mit einem Heimspiel gegen den FC Ingolstadt, trägt dieses im Rahmen einer vom DFB-Sportgericht verhängten Strafe allerdings in Lübeck aus und hat in den ersten zwei echten Auswärtsspielen mit Eintracht Frankfurt und dem VfL Bochum gleich die beiden großen Aufstiegsfavoriten als Gegner. "Bundesliga-Flair" verspürt Sportchef Helmut Schulte, "für uns als Absteiger ist es vielleicht besser, früh gegen stärkere Gegner zu spielen."

Der Blick der Offiziellen beim Kiezklub wanderte aber schnell weiter über den Spielplan. Die Duelle mit Eintracht Braunschweig, Hansa Rostock und Dynamo Dresden könnten zum Schauplatz für Auseinandersetzungen gewaltbereiter Anhänger werden und stehen schon jetzt im öffentlichen Fokus. "Konkret besprochen wurde da bislang noch nichts", sagt St. Paulis Sicherheitschef Sven Brux, der prompt Post von seinem Kollegen aus Rostock erhielt. "Da haben wir ja erst mal ein wenig Luft bis November", stand in der SMS von der Ostsee. Aufsteiger Hansa kommt wie Braunschweig erst in der Rückrunde ans Millerntor, Dresden am 16. Spieltag. "Wir betrachten die Saison Spiel für Spiel", gibt sich Brux sachlich. Allerdings wird bereits das erste Heimspiel in Lübeck zum organisatorischen Kraftakt. An der Lohmühle sind noch einige Nachbesserungen nötig, um die DFL-Auflagen zu erfüllen. Der Vertrag über die Nutzung ist nahezu unterschriftsreif, lediglich der Beteiligungsanteil des VfB an den Zusatzkosten muss noch verhandelt werden.

Auch den Trainer beschäftigt die Sicherheitsfrage. "Wir gehen mit zwei Spielen in die Saison, die von Fans beeinflusst wurden", stellt André Schubert fest, "und das ist sehr schade." St. Paulis Heimspiel in Lübeck vor 15 000 statt 25 000 Fans liegt der aus dem Becherwurf eines Fans gegen den Schiedsrichterassistenten resultierende Spielabbruch gegen Schalke 04 zu Grunde. Und in Frankfurt werden lediglich 19 000 der 51 500 Plätze besetzt sein, weil Frankfurter Hooligans im Spiel gegen den 1. FC Köln den Platz gestürmt hatten. "Es ist gefährlich alle Fans in einen Topf zu werfen. Aber bei uns in der Mannschaft trägt jeder Spieler Verantwortung für seinen Nebenmann. Das sollte auch unter Zuschauern gelten", regt Schubert an, dessen Wiedersehen mit dem SC Paderborn bis zum letzten Spieltag warten muss: "Meine alten Kollegen haben gesagt, dass wir 32 Spiele gewinnen sollen, aber zweimal verlieren müssen. Das werden wir gerne tun, wenn es so läuft wie vor zwei Jahren." Damals hatte Schubert mit Paderborn am 17. und 34. Spieltag gegen St. Pauli gewonnen und war Augenzeuge der Aufstiegsfeier geworden.