Tunay Torun, der vom HSV zu Aufsteiger Hertha BSC Berlin wechselt, über seinen bitteren Abschied und den Neu-Hamburger Gökhan Töre.

Hamburg. Urlaub irgendwo in der Sonne war nicht machbar. Tunay Torun musste seine neue Wohnung in Berlin einrichten. Und seit gestern greift auch der Trainingsplan. Wohlgemerkt, nicht der des HSV, sondern der von Hertha BSC, seinem neuen Klub - allerdings noch in der alten Heimat. "Ich mache Läufe um die Alster. Und das ist eher angenehm", sagt Torun über seinen Arbeitseinsatz in der Sommerpause.

Dass er die Alster gegen die Spree eintauscht und trotz des vom Vorstand eingeleiteten Umbruchs mit der avisierten gezielten Förderung junger Talente Hamburg verlässt, schien für viele Beobachter unverständlich. Angeblich horrende Gehaltsforderungen und die Forderung nach einer Stammplatzgarantie waren sogar kolportiert worden. "Ich habe das damals mitbekommen. Da musste doch jeder denken: 'Jetzt spinnt der Torun.' Ich habe es ja schon fast selbst gedacht", sagt Torun und widerspricht dieser Darstellung über die Gründe der gescheiterten Vertragsverhandlungen. "Mir ging es nur darum, meine Stammplatzchancen zu erhöhen. Beim HSV war ich doch immer noch der talentierte Jugendspieler. Welche Wertschätzung das mit sich bringt, haben die vergangenen Wochen gezeigt. Da wurde ich nach dem Freiburg-Spiel komplett fallen gelassen. Und das hat mich in meinem Entschluss bestärkt, den HSV zu verlassen." Die Überredungsversuche von Trainer Michael Oenning hielten sich ebenfalls in Grenzen. "Ich habe gelesen, er habe mich überreden wollen. Aber in Wirklichkeit gab es nur ein Gespräch zwischen uns. Und das war vor langer Zeit. Damals war sogar Oennings Vorgänger Armin Veh noch im Amt."

Vorbei. Für drei Jahre hat der ablösefreie Torun in der Hauptstadt bei Aufsteiger Hertha BSC unterschrieben - und er ist glücklich mit seiner Entscheidung. Auch wenn er so das Zusammenspiel mit einem alten Bekannten verpasst, der gestern beim HSV unterschrieb: Mittelfeldspieler Gökhan Töre vom FC Chelsea erhielt nach bestandenem Medizincheck einen Kontrakt bis 2014. "Gökhan und ich haben bei der U-21-Nationalelf der Türkei ein Zimmer geteilt. Er ist ein lustiger, frecher Typ, der sich auf dem Platz alles traut. Er hat einen super linken Fuß", lobt Torun seinen einstigen Weggefährten, der als Jugendlicher bei Bayer Leverkusen mit St.-Pauli-Profi Deniz Naki zusammenspielte. "Gökhan kann eine große Verstärkung werden. Wenn der HSV auf seine Talente setzt und ihnen richtig Vertrauen schenkt." Und zwar mehr, als er selbst erfahren durfte. Das ist Toruns letzter Tipp an den HSV.

Von Freitag bis Montag bietet der HSV zwischen 10.30 und 18 Uhr jeweils halbstündlich Stadionführungen an, inklusive der Besichtigung des Trainingszentrums für die Profis.