HSV-Profi Eljero Elia hat in der Rückrunde keine Interviews mehr gegeben. Jetzt sprach er mit dem Abendblatt in seiner Wohnung in Blankenese.

Hamburg. Wer einmal in Eljero Elias Wohnung in Blankenese gewesen ist, kann nicht glauben, dass der HSV-Profi tatsächlich daran denkt, Hamburg zu verlassen. Von seinem Wohnzimmer aus hat er einen fantastischen Blick über das Treppenviertel und die Elbe. Bevor aber das Abendblatt-Interview im Hause Elia losgeht, will der Niederländer erst mal etwas klarstellen.

Abendblatt: Herr Elia, Sie haben in der Rückrunde keine Interviews mehr gegeben. Haben Sie sich rargemacht?

Eljero Elia: Ich habe mich nicht rargemacht, aber ich habe mich sehr geärgert. Alles hat im Trainingslager in Dubai angefangen. Da wurde ich gefragt, was mein Traumverein sei. Ich habe ganz ehrlich geantwortet, dass meine Traumvereine Barcelona und Arsenal London seien, und plötzlich hieß es am nächsten Tag, ich träume nur noch davon, zu Barcelona oder Arsenal zu wechseln. Sogar in den Niederlanden wurde überall berichtet, dass ich nur noch an Barcelona und Arsenal denke.

Sie fühlten sich missverstanden?

Elia: Ich habe nie gesagt, dass ich zu Barcelona oder Arsenal wechseln will, schon gar nicht sofort. Aber irgendwie hat mir keiner mehr geglaubt. Als ich dann mal ein Spiel nicht so gut spielte, haben die Leute angefangen, Witze zu machen. Elia spielt schlecht, träumt aber von den großen Vereinen in Europa, sagten alle. Auch in der Kabine haben sie Witze über mich gemacht, sogar der Trainer hat mich auf den Arm genommen. Ich wurde nicht mehr respektiert. Irgendwann war der Moment gekommen, wo es mir reichte. Deswegen wollte ich keine Interviews mehr geben.

Ist Ihnen wichtig, was andere über Sie denken?

Elia: Nein. Mir ist egal, was andere von mir halten. Wenn es mir gut geht, bin ich ein lustiger Kerl, der gerne Spaß hat. Und dann spiele ich auch gut Fußball.

Wie geht es Ihnen jetzt?

Elia: Jetzt geht es mir besser. Wenn ich keinen Spaß habe, dann stimmt auch irgendetwas nicht, dann bin ich nicht gesund. Aber diese Phase habe ich endlich abgehakt.

Haben Sie aus dieser Phase gelernt?

Elia: Ich sage weiter, was ich denke, und probiere dabei, immer ehrlich zu sein. Aber ich will mir meine Träume nicht nehmen lassen.

Gibt es jemanden, den Sie manchmal um Rat bitten?

Elia: Ich spreche sehr viel mit meinem Berater Frank Schouten. Sein Rat ist mir wichtig. Wir sprechen nicht nur über Fußball, sondern auch über Privates. Ich will mir zum Beispiel gerade ein Haus in Holland kaufen, dabei hilft er mir. Er sorgt dafür, dass ich mich für die Zukunft absichere.

Sie sind erst 24 Jahre alt, haben aber schon eine zwei Jahre alte Tochter. Fühlen Sie sich manchmal überfordert?

Elia: Ich fühle mich nicht überfordert, aber am Anfang war es schon sehr hart. Ich bin mit 22 Jahren Vater geworden und in ein fremdes Land gewechselt. Damals wuchs mir schon das eine oder andere über den Kopf. Mir fehlten meine Freunde und meine Familie. Aber nach und nach wurde es einfacher. Meine Tochter Sael ist das Wichtigste in meinem Leben.

Sind Sie ein strenger Vater?

Elia: Nicht wirklich. Letztens hat Sael mit roten Filzstiften auf unserer weißen Wand gekritzelt. Ich konnte ihr aber einfach nicht böse sein.

Wie ist die Rollenverteilung im Hause Elia?

Elia: Natürlich kümmert sich meine Freundin etwas mehr um die Kleine. Aber wenn Sael nachts schreit, dann wechseln wir uns ab.

Wird auch in der Kabine über Erziehungsmaßnahmen gesprochen?

Elia: Wir haben viele junge Papas in der Mannschaft. Natürlich reden wir auch über unsere Kinder. Aber es geht weniger darum, wo man die billigsten Pampers kaufen kann. Darüber unterhalten sich wohl eher unsere Frauen.

Hat Ihre Freundin ein Mitspracherecht, ob Sie zu einem anderen Klub wechseln?

Elia: Nein. Natürlich reden wir über alles, aber am Ende muss ich entscheiden.

Ist es möglich, dass dieses Ihr letztes Interview in Hamburg war?

Elia: Wie kommen Sie darauf?

Seit Wochen wird darüber berichtet, dass Sie im Sommer verkauft werden sollen.

Elia: Das habe ich auch gelesen, aber ich weiß von nichts. Ich habe weder mit Bastian Reinhardt noch mit Frank Arnesen geredet. Über meine Zukunft wird erst im Sommer entschieden.

Was wünschen Sie sich?

Elia: Ich will nur eines: Fußball spielen und glücklich sein.