Der Mittelfeldspieler geht ablösefrei und unterschreibt einen Vier-Jahres-Vertrag beim FC Sevilla. Vertrag nur noch bis zum 30. Juni.

Hamburg. Lange Zeit passierte beim HSV in Sachen Personalentscheidungen gar nichts, jetzt geht es Schlag auf Schlag: Nachdem am Montag der Abschied von Torwart Frank Rost verkündete wurde, verlässt nun auch Piotr Trochowski den HSV definitiv am Saisonende. Er wird in den nächsten Tagen einen Vier-Jahres-Vertrag beim FC Sevilla unterschreiben, dem derzeitigen Tabellensechsten der spanischen Eliteliga. Sein Vertrag läuft nur noch bis zum 30. Juni dieses Jahres, eine Ablöse wird somit nicht fällig.

Die Entscheidung, den HSV nach sechseinhalb Jahren zu verlassen, reifte bei Trochowski bereits im Winter, als er zu Zeiten der Führungslosigkeit im Klub trotz seiner besten Saisonphase vergeblich auf ein Zeichen des Vereins wartete. Doch erst vor zwei Wochen teilte der HSV seinem Schützling mit, den Vertrag nicht verlängern zu wollen. Der 27-Jährige war in dieser Saison lediglich zum Ende der Hinrunde gesetzt, kam unter Ex-Trainer Armin Veh insgesamt auf nur 13 Einsätze von Beginn an. Bei Nachfolger Michael Oenning durfte Trochowski bisher noch gar nicht mitspielen. Diese Nichtberücksichtigung in der Bundesliga führte auch dazu, dass der 35-fache Nationalspieler zuletzt nicht mehr in die deutsche Auswahl berufen wurde. Mit dem in Billstedt aufgewachsenen Trochowski verlässt nun einer der wenigen Hamburger den Verein, der damit auch um eine Identifikationsfigur ärmer wird.

Dabei galt der damals 20-jährige Trochowski bei seiner Verpflichtung von den Bayern im Januar 2005 als Riesentalent, konnte dieses Attribut jedoch nie vollständig ablegen. Jeder seiner Trainer schwärmte zwar von den Fähigkeiten des kleinen Dribblers, der mit einer so außergewöhnlichen Schusstechnik ausgestattet ist. Doch konnte sich Trochowski immer nur vorübergehend in der HSV-Stammelf etablieren. Dennoch reifte er schnell zum Nationalspieler, debütierte im Oktober 2006 gegen Georgien. Danach folgte eine beachtliche Karriere im DFB-Trikot mit je einer EM- und WM-Teilnahme. Doch die kritischen Stimmen rissen nie ab. Er sei kein Führungsspieler, könne das Team nicht mitreißen, lautet ein oft gehörter Vorwurf. Zudem lastete ihm sogar einer seiner größten Fürsprecher, Ex-Coach Martin Jol, die mangelnde Torgefährlichkeit an. So erzielte Trochowski als offensiver Mittelfeldspieler in 179 Bundesligaspielen für den HSV nur 20 Treffer, darunter drei Elfmeter.

Weitere Personalentscheidungen könnten in den nächsten Tagen folgen. Oenning fliegt nach dem heutigen Training nach London, um sich erneut mit dem künftigen Sportdirektor Frank Arnesen zu treffen. Der Umbruch ist in vollem Gange.