Ein Kommentar von Alexander Laux

Es ist der Traum jedes Romantikers, egal ob im Fußball, Handball oder Eishockey: Ein Hamburger Junge (oder ein Mädchen) schießt oder wirft den entscheidenden Ball (oder Puck) zum Gewinn eines Titels. Gerne wird in diesem Zusammenhang von dem identifikationsverstärkenden Faktor im Verhältnis zwischen den Fans und dem jeweiligen Klub gesprochen, weil im Erfolgsfall ein Stück des Ruhms auch auf die Zuschauer fällt: Seht her, einer von uns hat es geschafft!

Besonders der hoch technisierte Fußball braucht dringend Persönlichkeiten, die eine bereits zu beobachtende schleichende Entfremdung der Basis von ihren Klubs, die häufig die Wärme von gewinnorientierten Unternehmen ausstrahlen, lindern. So betrachtet ist es ein schlechtes Zeichen, dass mit Piotr Trochowski ein deutscher Nationalspieler den HSV verlässt, der zwar nicht in Hamburg geboren ist, aber hier aufwuchs.

Ein Blick auf die anderen großen Profiklubs in der Hansestadt zeigt jedoch, dass auch dort kein gesonderter Wert auf Lokalpatriotismus gelegt wird. Viel spricht auch dafür, der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Bundesland oder einer Nation geringere Priorität einzuräumen und dafür den Leistungsgedanken zu betonen. Viele Beispiele, ob Guillaume Gille oder Pascal Hens bei den Handballern oder Gerald Asamoah bei St. Pauli, haben gezeigt, dass Zugezogene schnell die Liebe oder zumindest Sympathie der Anhängerschaft gewinnen können. Was die Klubs aber auch in Zukunft nicht von der Verantwortung befreit, gezielt nach Talenten in Norddeutschland zu forschen. Ein Hamburger, der einen Titel in Bayern gewinnt - das muss nun wirklich nicht sein.