Alleingelassen im defensiven Mittelfeld versagte der HSV-Kapitän

Hamburg. Mit der Ehrlichkeit ist es im Profifußball ja so eine Sache, besonders wenn es um realistische Einschätzungen zur eigenen Leistung geht. Deshalb ist das, was Heiko Westermann nach der Partie in Hoffenheim erklärte, hoch anzurechnen - er versuchte erst gar nicht, Ausflüchte zu suchen für das, was er in der ersten Hälfte im defensiven Mittelfeld abgeliefert hatte. Ein Fehler reihte sich an den nächsten, was sogar Trainer Michael Oenning während seiner Spielanalyse zu der Aussage brachte: "Beide Mannschaften spielten zu ungenau, da passierten Dinge, die normalerweise nicht zu sehen sind. Heiko Westermann hat einmal den Ball direkt zum Gegner gespielt."

Weil es dem HSV im 4-1-3-2-System anfangs nicht gelang, kompakt zu stehen, litt Westermann besonders unter den sommerlichen Temperaturen: "Ich war nach 20 Minuten total platt, musste einige Sprints über 30, 40 Meter machen, um die Räume zuzulaufen. Das schaffe ich nicht allein, dann ist man auch nicht ausgeruht genug, den Ball zu kontrollieren", sagte der 27-Jährige. "Ich muss ehrlich eingestehen, dass ich damit überfordert war."

Erst als Westermann nach Joris Mathijsens Verletzung in die Innenverteidigung rückte, beruhigte sich sein Spiel etwas. "Die zweite Halbzeit fand ich okay, da hat Heiko sehr stabil gespielt und dafür gesorgt, dass wir nachgerückt sind", urteilte Oenning, dem ebenfalls auffiel, dass der eingewechselte David Jarolim schnell in das "komplizierte Spiel" (Oenning) fand und dadurch auch Zé Roberto wieder mehr in die Aktionen eingebunden war.

Tatsächlich wirkte der Tscheche, der seinen Stammplatz im Mittelfeld verloren hat, beruhigend auf die HSV-Aktionen, während zuvor Westermann nicht nur als Prellbock für die Offensivbemühungen der Hoffenheimer gedient hatte, sondern auch für die eigenen Angriffe. Ob Westermann, der seit dem 4:0-Erfolg gegen Werder Bremen am 23. Spieltag im Mittelfeld eingesetzt wird, mittelfristig eine Zukunft allein in der Zentrale hat, darf stark bezweifelt werden, zu limitiert sind seine spielerischen Fertigkeiten für die Quarterback-Position. Sollte der verletzte Joris Mathijsen am Sonnabend gegen Dortmund fehlen, wird Oenning zwangsläufig umstellen. Vielleicht auch sonst.