Sportchef Frank Arnesen soll Spieler auf Leihbasis mitbringen

Hamburg. Noch hat der HSV eine reelle Chance, das internationale Geschäft über die Europa League zu erreichen. Dennoch zeichnet sich schon jetzt ab, dass der Bundesligaklub in der kommenden Saison sein Transferbudget drastisch zurückfahren muss. Erneut sind innovative Ideen gefragt - genau wie im vergangenen Sommer beim so umstrittenen Vertrag mit Millionen-Investor Klaus-Michael Kühne.

Eine neue Spur führt nach England. Wie bereits berichtet, denkt der HSV an eine Kooperation mit dem FC Chelsea. Nach Abendblatt-Informationen machte der designierte Sportchef Frank Arnesen den Vorschlag für eine intensive Zusammenarbeit mit seinem Noch-Arbeitgeber bereits bei den ersten Verhandlungen mit dem HSV.

Ziel soll es dabei sein, Spieler, die beim überdurchschnittlich gut besetzten Premier-League-Klub nicht zum Einsatz kommen, an den HSV zu verleihen. "Ich habe immer gesagt, dass ich keine Probleme habe, Spieler auszubilden und wieder abzugeben", so Arnesen, "solange der Erfolg der eigenen Mannschaft stimmt."

Insbesondere in den Vereinigten Staaten, sagt Arnesen, habe er viel über modernes Management gelernt. Dort, wo in den großen Football-, Eishockey- und Baseball-Ligen jedes Profiteam eine Ableger-Mannschaft, ein sogenanntes "Farmteam" hat, wo Talente Spielpraxis erwerben können. Eine ähnliche Kooperation ist auch im europäischen Fußball grundsätzlich möglich. "Es gibt keine Regularien, die eine intensive Zusammenarbeit zwischen zwei Klubs verbieten", sagt ein Uefa-Sprecher, "selbst das Konstrukt eines Farmteams ist nicht untersagt."

"Wir werden ganz sicher kein Ableger von Chelsea", schränkt Noch-Sportchef Bastian Reinhardt zwar deutlich ein, er bestätigt aber gleichzeitig Gespräche über aktuelle Chelsea-Spieler: "Wir werden sehen, ob es interessante Spieler für uns gibt und ob wir da eine Chance haben." Pikant: Immerhin zehn Spieler zwischen 17 und 21 Jahren hat der FC Chelsea, der bereits mit dem niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim kooperiert, aktuell verliehen. Allesamt Talente, die von Arnesen verpflichtet worden waren.

Arnesens Beziehungen sind die große Chance für den HSV. Die Liste möglicher Leih-Kandidaten des Premier-League-Klubs ist lang. Mit Angreifer Salomon Kalou (Marktwert: 14 Millionen Euro) sowie den Abwehrspielern Alex (16 Millionen) und José Bosingwa (17 Millionen) hatte sich der HSV bereits mehrfach beschäftigt. Zudem hinterlegten Hoffmann und Co. im Winter ein offizielles Angebot für Jeffrey Bruma. Der 19-jährige niederländische Innenverteidiger galt und gilt als absoluter Wunschspieler des HSV - auch für Arnesen, dessen Sohn Sebastian einst Bruma für Chelsea entdeckt hatte. "Mal sehen, was möglich ist", hatte Arnesen bei seinem Hamburg-Besuch am Donnerstag gesagt. Wohl wissend, dass seine Überredungskünste mehr denn je gefragt sind.